Am Morgen erwachte ich einigermaßen ausgeschlafen und wieder mit einem Manfred neben mir, der Essen forderte. Ich verteilte Futter, putzte Zähne und machte dann Porridge, während der Mann noch fix neue Eier holte. Dann Frühstück und eine Folge Brooklyn 99.
Nach dem Essen setzte ich mich an den Rechner und bekam prompt eklige Kopfschmerzen. Übel und schwindlig war mir auch, na schönen Dank. Ich machte ein paar Lockerungsübungen für den Nacken und trank viel Wasser, aber richtig helfen tat dann erst die Schmerztablette. Dann konnte ich doch noch ein bisschen arbeiten, während Manfred neben mir auf dem Schreibtisch pennte und die in meinem Schreibtisch lebenden Holzwürmer kleine Krümel von sandartiger Konsistenz auf meine Hose fallen ließen.
Seit einer Woche streunt ein getigerter Kater mit weißen Pfoten durch unsere Nachbarschaft und singt. Wahrscheinlich sucht er nach Ladies. Allerdings gefällt das dem Einbrecherkater und dem weißroten Kater der Nachbarin gar nicht, also tobten ab Nachmittags heftige Kämpfe draußen. Unsere Miezen liefen mit besorgten Mienen und – in Ninas Fall – vor sich hin brummend im Haus auf und ab. Manfred sprühte schließlich an den Kleiderschrank, die ganze Klickermühe für die – haha – Katz. Der Getigerte ist sicher ein Streuner oder wurde ausgesetzt, aber die anderen beiden haben ein Zuhause und ich drängele jetzt den Mann, dass wir da mal hingehen und von den Vorzügen der Sterilisation berichten. Ja, ich könnte auch alleine gehen, aber so ganz trau ich da meinen Sprachkenntnissen noch nicht. Übrigens ist meine Lehrerin bald wieder aus ihrem Urlaub zurück und wir können eine neue Stunde vereinbaren, da freu ich mich schon drauf.
Außerdem besuchte ich gestern die Webseite der deutschen Botschaft in Jakarta, um mich über die geänderten Bedingungen fürs Schengenvisum zu informieren. Dort fand ich heraus, dass die Beantragung inzwischen über eine externe Firma läuft. Außerdem können Antragsteller*in gegen einen Aufpreis eine Art VIP-Paket mit schnellerer Bearbeitung ihres Antrags und sonstiger Sonderbehandlung buchen. Das finde ich irgendwie ziemlich abgefuckt. Als ob es dadurch besser wird, dass die Antragsteller*innen ihre sämtlichen Einkünfte offenlegen und sich einem peniblen Interview stellen müssen. Und das, während Europäer*innen sich dreißig Tage kostenlos und visafrei in Indonesien aufhalten dürfen. Ich finde das ziemlich ungerecht. Überhaupt sollten Einwohner*innen eines ehemals kolonialisierten Landes zumindest für das Land ihrer ehemaligen Kolonisatoren unbegrenztes und kostenloses Aufenthaltsrecht bekommen. Und wo ich beim Thema bin: Wann zahlt Deutschland endlich Entschädigung für den Völkermord an den Nama und Herero?
Okay.
Zum Abendbrot gabs Reis mit Gemüse und Tempe. Danach ging es meinem Kopf wieder besser und das nutzte ich, um noch ein paar Seiten zu korrigieren. Dann war es plötzlich schon um zehn. Ich machte ärgerlich den Abwasch, aß danach ein Schüsselchen Joghurt mit Orangenmarmelade und Zimt (So. Gut.) und machte mich dann bettfertig, während draußen die Kater sangen und Nina leise mitgrummelte.