9. bis 11. November – Jammern, Bier, Sticken.

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CN: Im Laufe dieses Texts werde ich die Menstruation und PMS thematiseren.

Der Samstag war kein guter Tag. Ich erwachte schlapp und aufgedunsen und fühlte mich, als hätte ich den falschen Körper an. Von Konzentration keine Spur, stattdessen lag ich irgendwann mit der leider immer noch rolligen Nina auf dem Fußboden, ließ mich bekuscheln und heulte ein bisschen. Klassisches PMS, das mich diesmal etwas kalt erwischte, hatte ich es doch erst in ein, zwei Tagen erwartet. Tja nun. Arbeiten war so nicht möglich, dafür recherchierte ich nach Linderungsmöglichkeiten, weil so schlimm war es schon lange nicht mehr. Ich war sogar bereit, dem in meinem NFP-Forum heiß diskutierten Mönchspfeffer eine Chance zu geben. Und tatsächlich fand ich ein pflanzliches Medikament für Menstruationsgedöns, mit Agnus castus, Tamarinde, Kurkuma und noch so Allerlei. Ich teilte dem in der Motorradwerkstatt weilenden Mann meinen Einkaufswunsch mit, machte den Rechner aus, legte mich wieder zur ebenfalls von Hormonen gebeutelten Nina und tat mir selber leid. In Deutschland hätte ich mich in so einer Stimmung ins Bett gelegt, aber bei 33 Grad im Haus macht das auch mit Ventilator keinen Spaß. Später kam der Mann heim, brachte Essen und meine Jamu-Pillen mit. Dann fuhren wir zum Warnet (Warung Internet, also ein Internetcafé), um unsere externe Festplatte mit neuen Filmen und Serien zu füllen*. Letzteres ist seit einigen Wochen mit Schwierigkeiten verbunden. Unser Stamm-Warnet hatte Serverprobleme und dadurch keinen Zugriff auf seine umfassende Seriensammlung. Wir wichen auf andere Cafés** aus, deren Auswahl im Vergleich dazu eher kläglich war. Was für Luxusprobleme.
Sonntag fühlte ich mich weiterhin wie ausgekotzt (sorry not sorry), der Ruby Cup blieb weiterhin leer. Dabei sehnte ich das Einsetzen der Blutung so sehr herbei, auch wenn das bedeutete, schmerzende Brüste und Heulanfälle gegen fiese Krämpfe und Übelkeit zu ersetzen. Wir frühstückten auswärts (Soto Lenthok) und puzzelten danach jeder für sich im Haus herum. Der Mann mixte eine neue Geschmacksrichtung für den Vaporizer zusammen, ich holte das letztens angefangene Stickzeug wieder raus und rückstichelte vor mich hin. Das war sehr gemütlich und ich begann mich langsam etwas besser zu fühlen. Auch wenn die Kräuterkapseln keine Wirkung zeigten.
Am Abend besuchten wir ein Vape-Meeting in einem Hotel. Ich hatte zugestimmt mitzukommen, um mich abzulenken und in der Hoffnung, mein Indonesisch zu üben. Doch kaum waren wir da, wünschte ich heimlich, ich wäre zu Hause geblieben. Wie schön wäre es doch gewesen, einen ruhigen Abend mit meinem Stickzeug zu verbringen. Das anwesende Publikum war zu 95 Prozent männlich und 90 % betrunken. Denn es gab Bier zu gepfefferten Preisen, mein kleines Bali Hai kostete so viel, wie ein reichliches Essen für zwei am Straßenrand. Nun ja, wenigstens war die Musik gut. Wir blieben nicht allzu lang, so dass ich immerhin noch vor Mitternacht ins Bett kam.
Montag war für mich noch Feiertag und endlich endlich konnte ich einen neuen Zyklus beginnen. Nummer einundvierzig übrigens seit ich die Methode Sensiplan anwende. Ich räumte endlich mal das Bad auf und mein Zimmer auch. Wir besuchten außerdem meine Schwiegermutter, kauften Gudeg zum Abendessen und verbrachten ansonsten einen völlig unspektakulären und unglaublich heißen Tag. Bisher hat es nur einmal geregnet, es herrscht akute Wasserknappheit in vielen Regionen und doch redet weiterhin keiner von der Klimakatastrophe. Ich verstehs nicht.
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Am Samstag ist der Vulkan Merapi mal wieder ausgebrochen (Link indonesisch). Ich habs erst gemerkt, als #merapi auf Twitter trendete, von hier aus ist der Berg eh beinah nie zu sehen und die Asche schaffte es gar nicht bis zu uns. Nochmal zu Beruhigung: Der Sicherheitsradius beträgt drei Kilomter vom Gipfel aus. Wir wohnen laut Google Maps um die fünfzig Kilometer entfernt.

*Ja, Datenschutz, ich weiß. Wir laden nichts selber runter, sondern nutzen lediglich die Sammlung des Warnets. Die ist sehr beeindruckend, ich habe dort sogar den Klassiker M von Fritz Lang gefunden.
** Das Wort Café ist an dieser Stelle irreführend, aber mir fällt grad kein passendes Synonym ein. Ein Warnet besteht aus vielen kleinen Kabinen, in denen ein Computer steht und zwei Leute sitzen können. Für deren Nutzung zahlt eins pro Stunde um die 5000 IDR, Snacks und Getränke können separat bestellt werden.

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