Freitag, 7. Juni bis Dienstag, 11. Juni

Der letzte Eintrag ist ja schon wieder ein paar Tage her. Schauen wir mal, was seitdem geschah.

Großeinkauf| Freitag war alles alle, von den Haferflocken bis zum Putzmittel. Also fuhren wir nach dem Frühstück einkaufen. Die Straßen waren ferienbedingt sehr voll, der Supermarkt glücklicherweise nicht. An der Kasse gab es wie immer die kurze Verwirrung über den mitgebrachten Beutel. Ich bin mir über die richtige Verhaltensweise noch immer uneins. Normalerweise scannt die Kassiererin alle Sachen ein und packt sie gleichzeitig in eine Plastiktüte. Mit der Beutel- und Rucksackmethode halte ich es jetzt immer so, dass ich selbst einpacke. Geht sowieso schneller. Jetzt muss ich nur noch verhindern, dass so Sachen wie Seife oder Putzmittel in eine kleines Plastikbeutelchen verpackt werden. Ja, wegen dem Geruch, schon klar, aber der ganze Rest steckt ja auch in Plastik! Mir ist es jedenfalls noch nie passiert, dass der Haferbrei nach Seife geschmeckt hat. Und überhaupt wird auch hier das Ende der Plastiktüte kommen, da bin ich mir sicher. Inzwischen gibts dort nicht mehr zwei Tüten gratis, sondern nur noch eine.

Garten| Meine Blümchen kriegen mich von der abendlichen Gießrunde abgesehen nicht so häufig zu gesicht. Und aus Wasserspargründen versuche ich, nur noch alle zwei Tage zu gießen. Gerade die Auberginen stecken ja im Beet und müssten das langsam abkönnen. Inzwischen sind fünf kleine Pomelos gekeimt und sehen total unecht aus. Und nach Wochen der Entfaltung steht die Durian endlich ohne Kern da.

Gecko im Glas| Ein denkwürdiges Ereignis passierte, als ich neulich den Tisch fürs Abendbrot deckte und ohne groß hinzugucken des Mannes Lieblingsglas aus dem Abtropfdingens nahm. Mit Glas, Teller und noch irgendwas beladen (es war die Wasserkaraffe, glaub ich) balancierte ich aus der Küche, als es plötzlich PLATSCH machte und ein Gecko aus dem Glas auf den Boden klatschte und unter Ninas Käfig Zuflucht suchte. Die kam natürlich sofort angeschossen, die alte Jägerin und begann, nach dem armen Tierchen zu stochern. Das war sicher nicht ihre erste Begegnung, der hatte nämlich keinen Schwanz mehr (Geckos machen das wie Eidechsen. Sie werfen einen zappelnden Schwanz ab und bringen sich in Sicherheit, während die blutgierigen Raubtiere das zuckende Körperteil anstarren und meistens auch aufessen). Meine Rettungsversuche beschränkten sich darauf, die Katze mit den Füßen wegzuschieben, ich hatte ja die Hände voll. Schließlich schaffte der Mann es, Nina abzulenken. Einsperren ging ja auch nicht.

Anmerkung| Ja, wir haben Käfige für die Katzen. Ich hab das aus Angst vor Trollen und besserwisserischen Tierschützer*innen hier noch nicht erwähnt, aber es ist so. Und wir brauchen die hier nun mal. Da drin stehen das Klo und die Futternäpfe. Das ist praktisch, wenn wir die Katzen sichern müssen, weil eine Fledermaus im Haus ist, ein Frosch, ein Skorpion (erst einmal passiert!) oder weil wir alle Türen zum Lüften aufmachen. Es ist nicht schön, aber notwendig. Die beiden kennen das von klein auf und sind dran gewöhnt. Und 90 % der Zeit können sie frei im Haus rumhüpfen, Geckos essen (s. o.) und auf dem Sofa schlafen.

Papierkram| Morgen steht noch mal ein Behördengang an. Ich muss meinen indonesischen Ausweis verlängern. Leider weiß ich vom letzten Jahr nicht mehr, welche Papiere ich dazu brauche und habe einfach mal eine kleine Mappe mit allen möglichen Kopien zusammengestellt. Das ist immer sehr zeitraubend, gerade nach den Feiertagen wird es sicher voll sein. Aber dann haben wir wieder ein Jahr Ruhe.

Und jetzt: Feierabend!

Donnerstag, 6. Juni 2019

Ohrwurm| Mein viel zu langes Schlafen und das daraus folgende zögernde Erwachen bescherte mir einen kleinen Ohrwurm von Element of Crime. Mein Tag- und Nachtrhythmus ist etwas aus dem Ruder gelaufen, seit es bis letzte Woche tagsüber so heiß war und ich erst nachts die nötige Konzentration fand. Allerdings bin ich mir nach diesem kleinen Experiment sehr sicher, dass ich keine Eule bin. Die aus dieser Erkenntnis resultierende erneute Änderung meiner Aufstehzeit ist schwieriger als gedacht. Gnadenlos um sieben aufstehen klappt nur so semi, wenn man sich erst um halb vier hingelegt hat.

Reiseplanung| In anderthalb Monaten ist es schon soweit und wir fliegen bis Anfang September nach Deutschland. Gestern beschäftigte mich der vielleicht ungeliebteste Teil der Reiseplanung: das Packen. Nach Jahren des alles-wild-in-den-Koffer-Werfens beschloss ich, mir Packwürfel zu kaufen und durchforstete diverse Onlineshops. Es dauerte ein bisschen, das richtige Suchwort zu finden und dann stellte ich fest: Die Dinger sind alle gleich. Und: Es ist ein bisschen sinnlos, einen Beutel mit secret pouch zu beschriften. Das macht ja das ganze Geheimnis kaputt.

Apropos Reiseplanung| Im August will ich eine Freundin besuchen, die einen Bauernhof im Wendland hat. Leider ist die Zugverbindung dahin absolut grottig. Für die Strecke von 142 km schlägt die Reiseauskunft der Bahn folgende Möglichkeiten vor:

1. Eine Stunde mit dem Zug fahren. Dort in Bus 1 umsteigen. Es folgen zwei weitere Umstiege in Bus 2 und Bus 3. Alle drei Busse sind Anrufbusse und müssen vor der Fahrt reserviert werden. Angezeigt wird nur der Preis fürs Zugticket. Die gesamte Fahrt dauert dreieinhalb Stunden.

2. Riesiger Umweg mit IC, ICE und regionalem Zuganbieter, zwei Umstiege und viereinhalb Stunden Fahrtzeit. Und das zum gleichen Preis, wie unsere bereits gebuchte Hin- und Rückfahrt nach München. Die übrigens beinah genauso lang dauernd wird.

Beide Optionen kommen nicht in Frage. Zu umständlich, zu teuer. Wahrscheinlich werden wir eine Teilstrecke mit einer Mitfahrgelegenheit bewältigen (billig, dauert aber) oder ein Auto mieten (immernoch billiger als Zug, aber klimaschädlich).

Mittwoch, 5. Juni 2019

Heute ist #wmdedgt und alles, was man dazu wissen muss, steht bei Frau Brüllen.

Mal ausnahmsweise nicht nachts vom Kater geweckt worden (er hat’s bestimmt probiert, aber erfolglos). Der kommt dafür gleich kuscheln, als er merkte, dass ich wach bin.
Abgewaschen, während der Mann Frühstück macht. Heute ist Idul Fitri, so heißt der Feiertag am Ende des Ramadhans auf Indonesisch und irgendwie herrscht Sonntagsstimmung. Alle Nachbarn sind entweder pulang kampung, besuchen Verwandte oder haben selbst Besuch.

Wir speisen Porridge, aus Bananenmangel mit Schokolade drin und Rührei mit kecap manis. Dazu Kaffee und Monk. Auf der Terrasse haben die Draußenkatze und ihre beiden Kitten den frisch gewaschenen Bettvorleger vom Wäscheaufhängdingens gezerrt („Ach, das hält auch ohne Klammer“) und schlafen äußerst dekorativ darauf. Sehr niedlich.

Dann Computer auf, Word auf, erst mal ein bisschen rumprokrastinieren und Blogs lesen. Bei einem bekannten Kleinanzeigenportal Rucksäcke und Yogamatten angucken. Gibt es eine bestimmte Yogamattensorte, die umweltfreundlich, leicht und rutschfest ist und von Katzen verachtet wird?

Ich schreibe, es geht nur schleppend voran. Das Thema ist nicht meins und meine Motivationstanks sind alle. Draußen Feuerwerk. Kurz vor Sonnenuntergang gehe ich Blumen gießen, das ist immer ein schönes Ritual. Alle Pflänzlein gedeihen wunderbar. Die Auberginen haben den Umzug ins Beet verkraftet und die Mango scheint den neuen Topf zu akzeptieren. Eine Physalis ist hinüber, aber von denen habe ich zum Glück genug. Die Draußenkatze begleitet mich bei jedem Gang zum Brunnen und zurück. Ich fülle den Wassernapf, der für alle Streuner bereitsteht (und die trinken dann doch aus der Gießkanne).

Der Mann bringt Essen. Magelangan, vom gleichen Stand, aber anderer Köchin. Die Portion ist weniger gewaltig als sonst, reicht aber immernoch für zwei Mahlzeiten. Beim Auspacken ärgere ich mich über den vielen Müll und darüber, dass ich in den letzten Wochen wieder nachlässig war, was das konsequente Eintuppern und Mitnehmen von Stoffbeuteln war. Leider denkt der Mann da von selbst nie dran, das müssen wir noch mal besprechen. Mental Load und so.

Nach dem Abendbrot nochmal workworkwork, der Mann besucht einen Freund. Plötzlich wieder BSOD, schon wieder Kernel Security Check Failure. Ich diagnostiziere, teste, defragmentiere und nehme mir vor, am Sonntag ein Café mit schnellem Internet zu besuchen, um alles upzudaten. Während der Virenscanner läuft, wasche ich die seit drei Tagen einweichenden Lappen, Gartenhandschuhe und den Bettvorleger, auf dem die niedlichen Streunerlein schliefen.

Wäsche aufhängen um Mitternacht. Es ist momentan nachts wunderbar kalt und ich freue mich, darauf, meine Bettdecke zu benutzen. Duschen und Haare waschen. Vom letzten Deutschlandbesuch brachte ich Anfang Januar zwei Stück festes Shampoo mit. Das erste war letzte Woche alle und reichte damit fünf Monate. Ich wasche mir im Schnitt dreimal pro Woche die Haare, das sind also rund 60 Haarwäschen.

Noch ein bisschen Papierkügelchen für die Katzen werfen, dann Hörbuch und Bett.

Dienstag, 4. Juni 2019

Zu spät|Ja, auch diesen Tagesrückblick schreibe ich erst am folgenden Morgen. Ging nicht anders, weil ich bis knapp zwei Uhr nachts an einem Kundentext saß. Und das ging nicht anders, weil ich die erste Tageshälfte rein gar nichts zu Display brachte. Ich glaube, ich muss noch mal dringend mein Zeitmanagement überdenken und mich trauen, meine Abgabefristen etwas lockerer zu gestalten.
Durch all das Schreiben blieb alles andere liegen. Die bis Sonntag ein Ameisenvolk beherbergenden Gartenhandschuhe dümpeln seit der Entdeckung desselbigen im Seifenwassereimer im Bad herum. Wenigstens meine Finger sind wieder heile. Das neue Blogtheme ist noch nicht angepasst und von der Steuererklärung fangen wir gar nicht erst an.

Hoffnungsvoll| Wann immer ich am Katzenfuttergeschäft vorbeikomme, kaufe ich Manfred eine Dose edles Katzenfutter. Das ist ohne Getreide und er liebt es sehr. Leider gibt es nur welches mit Seefisch, das ist natürlich problematisch aus Meeresschutzgründen. Ich kaufe meistens das mit Thunfisch und Hühnchen in der Hoffnung, dass mehr Huhn als Fisch drin ist. Jedenfalls kriegt er das so alle zwei Wochen, eine Büchse reicht ungefähr für drei Tage. Sobald ich sie aus dem Kühlschrank nähe, piepst er schon fröhlich los und wenn ich dann die Futterschüssel fülle, gibt es kein Halten mehr. Gestern war nun der erste Tag ohne diese anscheinend äußerst schmackhafte Speise. Deswegen folgte mir Manfred überall hin, lungerte auf dem Kühlschrank und vor seinem Fressplatz herum und schaute seeeehr hungrig drein. Leider bescherte sein Flehen ihm nur Trockenfutter. Wahrscheinlich war er deswegen gestern etwas gereizt und zettelte ständig Streit an.

Gelesen|
Auf Twitter: Warum Imkerei kein Bienenschutz ist.
Die Gärten des Grauens.
Neuentdeckung: Das Techniktagebuch.

Montag, 3. Juni 2019

Das Internet redet quasi über nichts anderes mehr, ich habs erst heute erfahren. Die ganze Sache hat mich mehr beschäftigt, als ich gedacht hätte. Andere haben dazu genug gesagt, ich habe nichts hinzuzufügen. Wie ich mit den beiden Verlinkungen zum betreffenden Blog umgehe, weiß ich gerade noch nicht. Löschen? Stehenlassen? Mal sehn.

Tagesbericht| Aus akutem Abgelenktsein kaum was geschafft. Dazu kamen Kopfschmerzen, die weder Kaffee noch eine Tablette hinwegzaubern konnten. Alles in allem ein eher zäher Tag. Immerhin ergatterte der Mann wirklich gute pisang goreng, das sind in einem Teig frittierte Bananen und in meinem Topf draußen wachsen inzwischen drei Babypomelos. Weiterhin geschah nichts Bemerkenswertes.

Samstag, 1. Juni und Sonntag, 2. Juni 2019

Fleißig| Bis Samstag Nachmittag am Rechnerchen gesessen und geschrieben. Der Moment, wenn der Text fertig ist und ich ihn absende, ist immer ein Highlight. Vor allem, weil ich letzte Woche einen BSOD-Loop hatte und da nur mit viel Ach, Krach und Gegoogle wieder raus kam.

Was wir so aßen|Riesige Portion Magelangan. Das ist nasi goreng mit Nudeln drin. Kohlenhydrate mit Kohlenhydraten, perfekt nach einer Woche voller Kopfarbeit. Der Stand, bei dem wir dieses Essen gern kaufen, produziert riesige Portionen. Zwei davon wiegen über ein Kilogramm, das hat mir die Kofferwaage verraten. Natürlich essen wir das nicht auf einmal, sondern tuppern die Hälfte ein, die brät der Mann uns dann zum Frühstück auf. Zu Magelangan und jeglichen anderen Speisen der bakmie-Kategorie gibt es acar, sauer eingelegte Gurken, Möhren und Schalotten. Die Zwiebeln sortiere ich normalerweise aus. Samstag dann landete eine doch auf meinem Löffel, ich aß sie aus Faulheit mit und entdeckte erstaunt, dass ich Zwiebeln mag. Nach 30 Jahren vehementer Zwiebelverweigerung! Und dann auch (beinah) roh! Ich bin sehr erstaunt. Außer Magelangan speisten wir Nasi uduk, Roti bakar (mit Schokolade und Käse) und die restliche Pomelo.

Haus und Garten|Sonntag stand Hausarbeit an. Sprich: Boden wischen. Dabei trickse ich mich aus, um mehr Bewegung und mehr Schritte auf dem Mi Band zu kriegen. Und zwar so: Unser Wischmop ist zu breit für den einzigen Eimer des Hauses. Darum fülle ich das Wischwasser in eine große Plastikschüssel. Die bleibt im Bad stehen, weil immer die Hälfte herausschwappt, wenn ich sie trage. Also pendele ich mit dem Mop zwischen zu wischendem Zimmer und Bad hin und her. Das verhalf mir gestern zu zweitausend Extraschritten. Danach ging ich auf die Terrasse. Dort steht ein großer Blumenkübel, in dem einst eine Guave wuchs. Die hatte unsere Bali-Reise letztes Jahr nicht überstanden. Der Mann wünschte schon länger eine Neubepflanzung, konnte sich aber nicht für eine Pflanzenart entscheiden. Dieses Problem nahm ich ihm gestern ab und setzte meinen Mangosämling in den Topf. Der ist mittlerweile fast so groß wie ich. Als Unterbepflanzung wählte ich einige mickrige Physalisse (Ist das richtig so?), für die ich bei der letzten großen Umtopfaktion kein geeignetes Gefäß mehr hatte. Hoffentlich vertragen sich alle Beteiligten und wachsen gut an. Beim Gärtnern lernte ich außerdem auf äußerst unangenehme Art und Weise, dass ich meine Gartenhandschuhe nicht draußen liegenlassen sollte. Kurz nachdem ich hineingeschlüpft war, empfand ich ein unangenehmes Pieken und Stechen. In beide Handschuhe war seit dem letzten Gebrauch ein Ameisenvolk eingezogen. Leider handelte es sich dabei um eine Art, auf die ich allergisch mit riesigen Beulen reagiere. Zum Glück half Kühlen und Cremen gut, aber es juckt immer noch. Und ich kann meinen Ehering nicht tragen, den hatte ich aus Angst vor anschwellenden Fingern sofort ausgezogen.

Die Freuden des Sprachenlernens| Seit einigen Wochen lerne ich recht diszipliniert Indonesisch. Am Computer mit einem bekannten Programm und zwischendurch am schlauen Telefon mit einer ebenfalls sehr bekannten App. Letztere produziert regelmäßig sehr lustige Beispielsätze, wie „Ich esse meinen Hut.“, „Ich bin traurig, weil Du d*mm bist.“ oder „Der Kuchen bewegt sich.“ Inzwischen ist mein Textverständnis recht gut und ich habe begonnen, Lokalnachrichten zu lesen. Dadurch habe ich zum Beispiel gelernt, dass die Polizei bei einer Razzia über 400 Böller beschlagnahmt hat und dass die Brückenbaustelle in unserer Nähe fertig, also keine Baustelle mehr ist.

Lieblingslied am Wochenende|

Freitag, 31. Mai 2019

  • von

Wieder da. Tagebuchbloggen scheint in meiner Filterblase wieder aktuell zu sein. Das probiere ich auch mal.

Worst Bus Ever| Gerade sind die Straßen proppenvoll, weil nächste Woche Idul Fitri ist und deswegen alle Leute, die woanders arbeiten, jetzt nach Hause zu ihren Familien fahren. Das sind immerhin 30 Millionen Leute und diese jährliche Massenreise heißt mudik. Zwar kommen die nicht alle nach Yogyakarta, aber gefühlt schon. Die Stadt ist nämlich nach Bali Urlaubsziel Nr. Eins für inländische Touristen. Nächste Woche werden am örtlichen Strand Parangtritis 260.000 Besucher erwartet.

Zurück zum Bus. Wir haben jetzt also etabliert, dass davon momentan echt viele sämtliche Straßen verstopfen. Heute waren der Mann und ich auf dem Weg zur Ausländerbehörde, um meinen Pass mit dem neuen Stempel drin abzuholen. Dabei nahmen wir die Schnellstraße namens Ring Road, die das Stadtzentrum umrundet und an einem der Busbahnhöfe vorbeikommt. Der Worst Bus Ever verdiente sich seinen Namen dadurch, dass er ohne zu gucken quer über alle Spuren vor uns aus dem Busbahnhof auf die Schnellstraße bog. Zum Glück achtet der Mann auf hervorragende Bremsleistung. An der nächsten Ampel – wir hatten den Bus inzwischen überholt – drängelte jener Bus von hinten über die Linksabbiegerspur (wir erinnern uns, in Indonesien herrscht Linksverkehr) an allen Leuten vorbei – nur um dann bei Grün geradeaus zu fahren. Und um dem ganzen die Krone aufzusetzen, tauchte eine gigantische Rußwolke aus dem knalpot sämtliche Verkehrsteilnehmer in Finsternis. Was war ich froh, meine Gesichtsmaske zu tragen. Die restliche Fahrt verlief unspektakulär, ich bekam meinen Pass, unterschrieb und wir machten uns, nach einem Zwischenhalt im Katzenfutterladen, auf den Heimweg.

Schwarze Füße| In unserer Nachbarschaft, vielleicht ein, zwei Kilometer entfernt, steht eine Zuckerfabrik, in der Zuckerrohr zu Zucker und auch zu Schnaps wird. Gerade ist Zuckersaison und täglich knattern mit frisch geerntetem Zuckerrohr turmhoch beladene LKWs dorthin. Aus dem Schornstein der Zuckerrohrfabrik quillt tagein tagaus eine dunkle Wolke. Den Abgasen des eben erwähnten Busses nicht unähnlich. Steht der Wind ungünstig, bläst er die Wolke (und den Zuckerfabrikgeruch) zu uns und dann regnet es Asche. Nicht so wie nach einem Vulkanausbruch, eher beiläufig. Wenn ich abends das Bett abklopfe, malen die kleinen Aschepartikel schwarze Linien aufs Laken. Und weil ich zu faul bin, jeden Tag das ganze Haus zu wischen, haben wir alle schwarze Fußsohlen. Die Katzen bestimmt auch, aber bei denen merkt man das nicht so.

Work work work| Viel zu tun. Ich hänge meiner To-Do-Liste chronisch hinterher und bin mir ziemlich sicher, im nächsten Jahr zum ersten Mal Steuern zahlen zu müssen. Genau weiß ich das nicht, weil ich mit meiner Buchhaltung auch hinterherhänge, ach und von der Steuererklärung fangen wir besser gar nicht erst ein. Ein Hoch auf die Fristverlängerung ab diesem Jahr, die hat mir echt den Popo gerettet.

Und was macht eigentlich der Manfred? Der schläft am liebsten in meinem Regal, verhaut Nina öfter als mir lieb ist und ahnt noch nicht, dass ich ihm sein Lieblingsdosenfutter gekauft habe.

Liebe Oma

  • von

Du warst eine große Katzenfreundin, genau wie ich. Beim samstäglichen Kaffeetrinken saß die dicke Mimi immer neben Dir, weil sie genau wusste, dass Du ihr eine paar Krümelchen abgeben würdest. Später, als Du schon im Pflegeheim wohntest, galt Deine erste Frage immer der Mimi und ihrem Befinden.

Wir haben uns nie wirklich unterhalten, Du und ich. Mein Wissen über Dich und Dein Leben stammt aus den Erzählungen meiner Mama. Als ich klein war, warst Du schon krank und ich kann mich nicht erinnern, dass Du viel von früher erzählt hast. Vielleicht habe ich das auch nicht mitbekommen. Als Kind gab es für mich Wichtigeres, als mit der Familie am Kaffeetisch zu sitzen. Es gab auch keine gemeinsamen Unternehmungen, dafür warst Du zu unsicher auf den Beinen. Einmal waren wir im Harz zusammen, das weiß ich noch. Aber abgesehen davon fanden Ausflüge nur mit Opa statt. Ich beneidete meine Freundinnen heimlich um ihre fitten Omas, die mit ihnen nach Mallorca verreisten. Dabei wollte ich gar nicht dorthin. Eine ruhige Oma warst Du.

Einmal, da war ich noch klein, spielte ich Dir einen Streich. Es war Sommer, Du und Opa nahmt uns mit in den Schrebergarten. Wahrscheinlich hast Du auf einem dieser wackligen Klappstühle mit Stoffbezug gesessen und gelesen. Ich weiß nicht mehr, wie ich darauf kam, aber ich zermatschte eine Himbeere auf meinem Knie, lief zu Dir und tat, als sei ich hingefallen. Du erschrakst und ich schämte mich plötzlich. Liebe Oma, das tut mir heute noch leid. Bitte entschuldige.

Du mochtest Weißbier und bukst den besten Käsekuchen der Welt. Die Sommernachmittage verbrachtest Du im Garten draußen, da wohntet ihr schon mit im Haus. Dort saßt Du, hast wohl in der Zeitung gelesen und bestimmt kam ab und an eine Katze vorbei. Einmal machte ich Dir und mir Erdbeermilch, serviert in einem Glas mit Zuckerrand.

Zum Geburtstag und zu Weihnachten gab es Geld von Euch Großeltern. Was ich damit als Kind gemacht habe, weiß ich nicht mehr. Gespart wohl. Im Teenageralter trug ich es immer in den Laden mit den begehrtesten Hippieklamotten der Stadt. Das war nicht billig. Meistens reichte der Inhalt einer Geburtstagskarte für ein Kleidungsstück. Gleich danach lief ich zu Dir ins Wohnzimmer und führte das neue Stück vor. Ganz stolz. Opa schlug die Hände überm Kopf zusammen. Fünfzig Euro für eine Hose! Da hätte man doch auf dem Fischmarkt … Aber Du lächeltest nur freundlich und sagtest: „Das ist aber schön.“

Ich war wohl sechzehn, als Du zu stürzen begannst. Du warst schon immer wackelig auf den Beinen, selbst mit Rollator. Einmal fielst Du vor der Haustür zu Boden, wo mein damaliger Freund Dich fand. Nicht lange danach kamst Du ins Krankenhaus. Ich habe Dich dort nie besucht. Wahrscheinlich nahmen die Oberstufe und meine erste Beziehung allen Raum ein. Du kamst nicht mehr nach Hause, sondern zogst um ins Pflegeheim.

Im Sommer nach meinem Abitur hatte ich viel Zeit und besuchte Dich häufig. Im Rollstuhl schob ich Dich übers Gelände. Wir aßen Eis, streichelten den Krankenhauskater und sahen den Kaninchen zu, die im Sommer ein Freigehege bewohnten (und die der Fuchs holte, eins nach dem anderen). Das war vielleicht die intensivste Zeit, die wir miteinander verbrachten, auch wenn es keinen wirklichen Dialog gab. Ich erzählte und Du streutest gelegentlich ein „Das ist ja schön“ ein. Und das war es auch.

Ich zog fort, studierte. Bei jedem Besuch in der Heimat, besuchte ich Dich. Allein oder mit der Familie. Wir cremten zusammen unsere Hände ein, aßen von mir für Dich geschnippeltes Obst und ich las Dir Märchen vor. Immer öfter sagtest Du „Ich kann nicht mehr“.

Kurz vor meinem Heimflug nach einem Jahr Indonesien lähmte ein Schlaganfall einen Deiner Arme und Du konntest das Bett nicht mehr verlassen. Das war vor viereinhalb Jahren. Du schliefst mehr, sprachst weniger und murmeltest oft ein „ich kann nicht mehr“ nach dem anderen. Nur beim Weihnachtsliedersingen stimmtest Du mit ein. Bei jedem Abschied bereitete ich mich darauf vor, dass ich Dich eben zum letzten Mal sah.

Im November letzten Jahres wurdest Du achtzig. Der Mann und ich waren da, frisch gelandet und frierend, aber da. Deine Augen blickten oft ins Leere, aber Deine Hand fasste erstaunlich kräftig nach meiner. Ich sah Dich an, suchte nach Dir in Deinem alten und doch so vertrauten Gesicht. Auf Dein „Ich kann nicht mehr“ antwortete ich wie immer mit „Du musst ja nicht“. Was hätte ich sonst sagen sollen?

Heute nehmen wir Abschied von Dir. Und auch wenn ich traurig bin, freue ich mich für Dich, dass Du endlich erlöst bist. Den wunden, unbeweglichen Körper verlassen und davon fliegen durftest. Vielleicht ja zur Mimi?

Wochenrückblick 11/2019

  • von

Busy busy| Puh, gerade sitze ich viel zu viel am Computer. Darum fiel auch der Rückblick letzten Sonntag aus. Nachdem es die letzten Wochen arbeitsmäßig ein bisschen mau war, habe ich mich zusammengerissen und einen neuen Auftraggeber gelandet. Und jetzt freue ich mich total auf meinen nächsten Rechnungsschreibtag 😀

Sonstige Aktivitäten| Saß ich mal nicht fleißig tippend am Laptop, wusch ich ab, aß mit dem Mann die leckersten Dinge (roti kukus! mie ayam sate! porridge mit schokoladenkern! dadar gulung! nasi uduk! srikaya vom eigenen Baum!), klickerte mit Manfred, fütterte die immer schwangerer werdende Mieze (in Anlehnung an den Besuchskater meiner Eltern nennen wir sie Charlie), goß die rasant wachsenden Physalis, beschmuste die nur nachts kuschlige Nina, stellte Eimer unter Löcher im Dach, kaufte einen neuen Schwamm für den Wischmopp, feierte einen Freundinnengeburtstag, häkelte oder fing Kröten ein.

Nächste Woche| wieder mehr.

Wochenrückblick 9/2019

  • von

Wasser marsch| Hoffte ich vorletzte Woche auf ein baldiges Ende der Regenzeit, zog die in den vergangenen sieben Tagen noch mal alle Register. Inklusive heftigem Gedonner, dass die Schränke klapperten und Herr Manfred verschreckt unterm Sofa Stellung bezog. Unser Brunnen ist ordentlich voll und obwohl eine zweite Familie daraus Wasser bezieht, ist der Druck für unsere Pumpe viel zu hoch. Öffnet man nur einen Hahn, schießt eine pulsierende Fontäne daraus hervor und versprüht Wasser, dass es eine Freude ist. Das Frischwasserbecken im Bad füllt sich binnen weniger Minuten. Ach, ich will mich ja gar nicht beschweren, schließlich ist es noch gar nicht so lange, dass wir ein Haus bewohnten, in dem es mit der Wasserversorgung nicht weit her war.

Kacke überall| Der viele Regen bringt neben Wasser auch Insekten. Und die kleinen Geckos, die in unserem Haus wohnen und den fantasielosen Namen Asiatischer Hausgecko (Hemidactylus frenatus) tragen, fressen sich kugelrund an Mücken und Fliegen. Das ist sehr freundlich von ihnen, doch leider verwandeln sie das Viehzeug in ihrem Gedärm in schwarze Würste. Und die liegen ü b e r a l l herum. Überall. Letzens war ich im Bad und duschte. Ich griff nach der Seife und just in dem Moment plumpste etwas Kacke vom Dach und landete genau darauf. Danke sehr. Zumindest das Bett bleibt sauber, seit ich es von der Wand rückte.

Viele Schritte für nichts| Einen regenfreien Abend letzte Woche nutzten wir für einen Spaziergang. Dafür machten wir eine kleine Ausfahrt zur Jalan Malioboro, eine bei Einheimischen und Tourist*innen gleichermaßen beliebte Straße zum Flanieren, Essen und Shoppen. Es gibt jede Menge Batik- und Souvenirgeschäfte und mehrere Malls. Abends ziehen Musikgruppen von einem Restaurant zum nächsten. Früher war der Fußweg ein schmales, mit Ständen zugestelltes Ding, auf dem sich die Menschen drängelten. Während parkende Motorräder und auf Fahrgäste wartende Kutschen und Becaks etwa die Hälfte des vorhandenen Raums für sich beanspruchten. Vor ein paar Jahren wurde ein großes Parkhaus gebaut, das Abstellen von Motorrädern verboten und der Fußweg deutlich vergrößert. Seitdem spaziert es sich dort ganz hervorragend. Da kommen schon vier-, fünftausend Schritte zusammen. Diesmal blieben sie ungezählt, weil mein Fitnessarmband seit drei Wochen im Umtauschprozess steckt. Jetzt merke ich erst, wie motivierend die kleine Zahl an meinem Handgelenk war.