Die letzten Tage waren etwas durcheinander, weil ein Verwandter des Mannes im Krankenhaus war und er sich um vielerlei Besorgungen kümmern musste. Ab heute herrscht wieder Normalität und ich habe vor dem Arbeiten kurz Zeit, die vergangenen Tage zu rekapitulieren.
Samstag| Das wichtigste Ereignis des Tages fand abends statt: Wir waren auf eine Hochzeit eingeladen. Indonesische Hochzeiten verlaufen etwas anders, als wir es in Deutschland kennen. Die eigentliche Trauung findet meistens vormittags statt, abends ist dann ein Empfang mit mehreren hundert Gästen, die teilweise das Brautpaar nur um mehrere Ecken kennen. Am Eingang tragen sich alle ins Gästebuch ein, liefern ihr Geschenk (ein Umschlag mit Geld drin) ab und erhalten ihrerseits ein Souvenir. Dann geht es vorbei an den Familienmitgliedern des Paares, die in einheitliche Batik gekleidet an der Seite stehen und denen natürlich gratuliert wird. Braut und Bräutigam thronen auf einer festlich geschmückten Bühne, links und rechts ihre Eltern. Die Gäste gratulieren, stellen sich mit dem Paar zum Foto auf und dürfen sich dann am Buffet etwas zu essen holen. Sind die Teller leer, fahren sie wieder ab.
In unserem Fall heiratete die Nichte eines Schulfreundes des Mannes. Die Feier fand im Festsaal eines großen Hotels statt. Der Mann schätzte die Anzahl der Eingeladenden auf zwei- bis dreitausend. Weil diese Menge schlicht nicht zu bewältigen ist, gab es zwei Einladungen, für 19 und für 20 Uhr. Wir gehörten zur zweiten Welle. Nach der Gratulationsrunde blieben wir im hinteren Teil des Saals, erzählten mit anderen Freund*innen aus des Mannes Schulzeit, posierten für Fotos und aßen natürlich. Die Musik war ziemlich gut, einige Gäste tanzten sogar kurz, und unter großer Begeisterung wurde der Brautstrauß geworfen. Neben den hier üblichen Pre-Wedding-Fotos wurde auch ein Pre-Wedding-Video gezeigt, das scheint ein neuer Trend zu sein. Und während ich mich in Deutschland in meinem Batikkleid immer etwas overdressed fühle, war diesmal das Gegenteil der Fall. Viele Gäste trugen bunte Stoffe in Kombination mit Batik, auch Glitzer war sehr beliebt. Ein wirklich toller Anblick.
Sonntag| Eigentlich wollte ich heute Hausputz machen, doch dann wurde es ein handwerklicher Tag. Der Mann hatte für unser etwas wackliges Küchenregal eine Rückwand und eine Tür gebaut, die wir gemeinsam montierten. Das Ergebnis braucht noch einen Anstrich und einen Verschluss, momentan geht die Tür immer wieder von allein auf, weil das Holz ein bisschen verzogen ist. Aber immerhin kann jetzt hinten nichts mehr rausfallen, wenn eins vorn nach den Tupperdosen kramt.
Außerdem suchte ich überall nach einem flachen Gefäß, um Weizengras für die Miezen auszusäen. Dabei schaute ich auch in den windschiefen Bambusschrank, der neben unserem Brunnen steht und in dem allerhand Kram der Hausbesitzer lagert. Den werde ich in Zukunft nicht mehr anfassen, denn ich entdeckte mehrere riesige und bewohnte Wespennester darin. Abends holten wir endlich meine Blumen nach Hause, um die sich meine Schwiegermutti während unseres Deutschlandaufenthalts gekümmert hatte. Jetzt ist meine kleine Pflanzenfamilie wieder komplett.
Montag| Der Mann war den ganzen Tag unterwegs, ich sperrte die Katzen ein und wischte das Haus einmal durch. Dabei kam ich nur langsam voran, denn es war so heiß, dass mir selbst beim ruhigen Sitzen der Schweiß lief. Und doch musste ich mich beeilen, denn die Miezen protestierten, ihnen war es trotz Ventilator ebenfalls zu warm. Laut der Wetterbehörde liegt die momentane Hitzewelle am beinah senkrechten Stand der Sonne über dem Äquator. Und immer wieder wundere ich mich, wie konsequent das Thema Klimakatastrophe hier in den Medien vermieden wird. Trotz der krassen Trockenzeit, die in diesem Jahr zwei bis drei Wochen später als üblich beginnen wird. Bei uns in Bantul hat es seit über 180 Tagen nicht mehr geregnet. Es ist ja schon ein großes Wunder, dass wir immer noch Wasser im Brunnen haben.
Am späten Nachmittag verteilte ich endlich mal wieder Dünger an alle Blümelein. Ich dünge niedrig dosiert mit Blaukorn, den ich vorher in Wasser auflöse. Meistens so fünf Gramm auf einen Liter für die Starkzehrer, die anderen etwas weniger. Für die Topfpflanzen ist das okay, im Freiland verwende ich den nicht. Mein Auberginen hatte ich mit meinen Haaren und denen der Katzen gedüngt, das ist auch nichts anderes als Haarmehlpellets.
Zum Glück kühlt es sich abends schnell ab, darum rollte ich nach Sonnenuntergang meine frisch gewaschene Yogamatte aus und übte nach langer Zeit mal wieder. Unglaublich, wie unflexibel ich geworden bin. Doch die Bewegung und der Ausgleich zum vielen Sitzen tat wirklich gut.
Dienstag und Mittwoch| Workworkwork. Einen alten Text beendet, ein neues Projekt begonnen. Trotz Hitze konnte ich mich recht gut konzentrieren. Ob es am Yoga liegt oder am Thema, keine Ahnung. In der Nachbarschaft werden Bäume gefällt. Ich plane, noch mehr Pflanzen auszusäen und anzubauen. Sobald es nicht mehr so brütend heiß ist, kann ich endlich das Beet jäten. Das ist jedes Mal ein Ganzkörperworkout, weil dort eine mir unbekannte Pflanze mit einem äußerst hartnäckigen Rhizom wächst.