Gegen drei Uhr morgens weckte mich lautes Katzengeschrei. Draußen gibt es häufiger Keilereien, doch es klang irgendwie nah und anders, also stand ich auf, um nach den Flauschis zu sehen. In der Küche kam mir eine verstörte Nina schon entgegen. Und unterm Herd in einem Wirbel aus Fell – Manfred und der Besuchskater. Mein verschlafenes Hirn brauchte kurz, um zu realisieren, dass hier ein fremder Kater im Haus war, meine Hände waren schneller und schnappten Manfred aus dem Kampfgetümmel (gefährlich! nicht nachmachen!). Ich sperrte ihn in seinen Käfig und lief, den Mann wecken. Das dauerte einen Augenblick. Zusammen schafften wir es, Nina in meinem Arbeitszimmer einzuschließen, den Eindringling zu fangen und aus dem Haus zu befördern. Durchatmen. Dann die Frage: Wie war der Kater reingekommen? Kommt er wieder? Können unsere Katzen raus? Mit Taschenlampen leuchteten wir die Türen, Fenster und vor allem das leicht lückige Küchendach ab. Das schließt in einer Ecke nicht bündig mit der Wand ab. Durch den Spalt könnte eine wendige Katze durchschlüpfen, das schien uns die einzige Möglichkeit (Spoiler: Falsch gedacht).
Wir checkten noch kurz die Miezen, die waren okay, aber ziemlich verstört. Manfred hatte ordentlich Fell gelassen, ich sammelte die überall in der Küche herumfliegenden Büschel ein. Die restliche Nacht verbrachten die Beiden zur Sicherheit im Käfig.
Am Morgen untersuchte ich Manfred nochmals nach Wunden und fand: Flöhe. Erst die typischen schwarzen Krümel in Hautnähe (Flohkacke, also getrocknetes Blut), dann sah ich es in seinem Nacken huschen. Nicht das noch. Bei Nina das gleiche Ergebnis. Mist. Auch deren Herkunft war uns ungewiss. Entweder vom Besuchskater, der schon öfter mal durch die offene Haustür hereinspaziert kam und bei der Gelegenheit vielleicht ein paar Floheier fallenließ. Oder von der Katze der Schwiegerfamilie, die Freigängerin ist und gerade ziemlich verfloht. Ein paar Haare an unseren Klamotten genügten wahrscheinlich.
Und so machten wir nach dem Frühstück einen Ausflug zum Tierladen. Unsere letzte Floherfahrung liegt schon ein paar Jahre zurück, doch uns beiden noch in lebhafter Erinnerung. Damals hatten wir tagelang juckende Stiche an den Beinen und probierten jedes Hausmittel durch, bevor wir uns endlich das teure Antiflohmittel zum Auftropfen leisteten. Denn: Hausmittel bringen nichts. Kokosöl, Shampoo, Kämme, alles Quatsch. Darum entschieden wir uns diesmal gleich für die Chemiekeule, obwohl der Befall noch nicht so stark zu sein schien. Die Schwiegerkatze wurde gleich mitbehandelt.
Nachdem beide Katzen mit Flohkiller betropft worden waren, saß ich neben ihren Käfigen und passt auf, dass keiner sich den Nacken kratzte, weil das Mittel so langsam einzog. Beim letzten Mal reagierte Nina so empfindlich auf das Fipronil und sabberte tagelang. Darum und seit der Vergiftung habe ich eine Heidenangst, dass das wieder passiert und bewachte sie den ganzen Nachmittag lang. Diesmal ging zum Glück alles gut.
Als wir beim Abendessen saßen, rummste es auf einmal in der Küche. Wir sprinteten hin – da stand der Besuchskater auf dem Tisch am Herd. Offensichtlich war er durch eins der drei Belüftungslöcher gehopst, die recht weit oben in der Wand sind. Eine beachtliche Leistung. Doch jetzt konnten wir weitere Besuche verhindern. Inzwischen sind die Löcher provisorisch verstopft und wir fühlen uns wieder sicher. Und das Flohproblem ist hoffentlich auch bald Geschichte.