Steffi

30. Januar 2020 – Die Motte und der Wind

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Der Tag begann mit einem schlafenden Kater auf meinem Bauch, also hervorragend. Wir standen auf und machten Frühstück. Danach war Arbeit angesagt, während der Mann zu einem weiteren Behördengang aufbrach. Weil er ganz in der Nähe der Einwanderungsbehörde sein würde, nahm er meinen Pass mit, um zu fragen, wann wir mein ITAS* in ein ITAP** umwandeln können, welche Papiere wir dazu brauchen und wie teuer es wird (Spoiler: ca. 450 Euro für fünf Jahre. Eigentlich ganz ok.)


Ich lektorierte und korrigierte, dann wurde es plötzlich ungemütlich draußen. Ein ziemlich heftiger Wind zog auf, warf meine Kapok-Bäumchen um (die sind lang und spindeldürr und verbringen darum viel Zeit in der Waagerechten) und bauschte die Bäume in der Nebenstraße. Außerdem klapperte das lose Dach des Nachbarhauses gruselig laut, also machte ich alle Fensterläden und die Tür zur Küche zu und wartete ab. Die Katzen waren sofort genervt und ärgerten einander. Ich lenkte Manfred mit Klickern ab (er kann sich jetzt auf „Plopp“ auf die Seite legen, das ist sehr süß) und irgendwann ließ der Sturm nach. Geregnet hatte es dabei komischerweise nicht. Ich machte alle Fenster wieder auf und arbeitete weiter.


Dann kam der Mann mit Essen heim, wir speisten Reis, Gemüse, Tempeh, Bakwan und Ei. Anschließend verbrachte ich noch mal einige Zeit am Computer. Plötzlich fiel der Strom aus (nach so einem starken Wind nichts ungewöhnliches). Ich leuchtete mir mit meinem Telefon den Weg zur nächsten Taschenlampe, als der Lichtstrahl auf eine gigantische Motte fiel, die auf unserem Esstisch hockte. Und die fand mein Licht sehr anziehend und flatterte umgehend auf mich zu. Ich floh in mein Zimmer, die Motte verschwand vorerst.

Ich machte Yoga, da war der Strom schon wieder an, und danach fuhren wir Katzenfutter kaufen, trocken und in Dosen. Ich kaufte auch einen Beutel billiges Trockenfutter, damit ich immer ein bisschen Futter für hungrige Katzen dabei habe, die ich unterwegs treffen könnte.

Wieder Zuhause tauchte auch die Motte wieder auf. Sie hockte unterm Dach. Wir machten alle Lichter aus, die Haustür auf und stellten ein Licht nach draußen, in der Hoffnung, das Flattertier möge das Haus verlassen. Das tat es erst nach mehreren Stupsern mit einem langen Stock. Und dann ging ich müde ins Bett und schlief mit einer flauschigen Nina neben mir ein.

29. Januar 2020 – Gottesanbeterin und Gecko

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Ich erwachte früher als sonst, ging ins Bad und konnte mich sogar zu einigen Sonnengrüßen motivieren, bevor ich den Mann weckte. Noch vor dem Frühstück stand eine kurze Ausfahrt auf dem Programm: Geld holen und Bananen kaufen. Unterwegs kamen wir an einer Straßenecke vorbei, an der wirklich jedes Mal eine Schafherde auf dem Grünstreifen oder sogar direkt auf der Straße herumlungert. Heute liefen sie sogar mitten auf der Straße herum. Das ist immer eine heikle Situation, weil Schafe leider nicht für ihre Berechenbarkeit bekannt sind. Außerdem wundere ich mich, ob den Besitzer*innen egal ist, dass ihre sicher für ihren Lebensunterhalt wichtigen Tiere möglicherweise geklaut oder gar überfahren werden könnten.

Im Bananenwarung kauften wir außerdem Manggis (eines meiner liebsten Öbste), eine Tüte mit den trockenen Kuchen, die ich so gern zum Kaffee snacke und Instantkaffee für den Herrn. Wieder Zuhause machten wir Frühstück, danach war Business as usual angesagt. Der Mann hatte einen Behördengang zu erledigen, ich lektorierte.

Damit waren wir beide bis zum frühen Abend beschäftigt, darum waren wir zum Zeitpunkt der Essensbeschaffung ziemlich ausgehungert und kauften ein Paket Magelangen mehr als sonst. Das blieb natürlich prompt über. Zum Nachtisch speiste ich mehrere Manggis, die, wie ich eben bei Wikipedia nachgelesen habe, unglaublich gesund sein sollen. Die Kerne legte ich gleich in Wasser, allerdings steht ebenfalls bei Wikipedia, dass sie ziemlich schnell ihre Keimfähigkeit verlieren. Na, dann muss ich sie wohl heute noch eintopfen, anhaftendes Fruchtfleisch hin oder her.

Abends gab es dann noch zwei Vorfälle mit Tieren: Erst rettete ich einen kleinen Gecko vor den Fängen der jagdhungrigen Katzen. Als ich den Rucksack, auf dem er hockte, in mein Zimmer trug, hüpfte das kleine Tierchen direkt auf meine Hand und blieb dort sitzen, bis ich die Tür hinter mir schließen konnte. Dann verschwand er unterm Schrank und ward nicht mehr gesehen. Später flatterte dann noch eine Gottesanbeterin ins Haus, eine ziemlich große sogar. Vor denen habe ich ja Respekt, seit mir mal eine ins Gesicht geflogen ist. Mit dem Besenstiel gelang es mir, sie sanft ins Freie zu befördern.

28. Januar 2020 – Reiseträume

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Da ich am Abend zuvor mit Kopfschmerzen ins Bett gegangen war, ließ der Mann mich ausschlafen und ich erwachte erst nach halb zehn. Wow, das war wohl nötig gewesen. Dafür waren die Kopfschmerzen weg (und meine Kurve endlich im Hochlagenniveau angekommen, aber das nur am Rande). In der Nacht hatten draußen wieder die Kater gesungen und ich erinnerte mich, das Geräusch in meine Träume eingebaut zu haben.

Wir frühstückten, dann war Arbeitszeit. Mein Kaffee schmeckte mir heute so gut, dass ich zwischendurch aufstand und einen zweiten aufgoss. Das mache ich sonst nie, weil ich auf Koffein recht empfindlich reagiere. Andererseits brauchte ich ein waches Gehirn für den aktuellen Schreibauftrag. Manfred schlief fast die ganze Zeit neben mir auf dem Schreibtisch. Außerdem entdeckte ich den Grund für die ununterbrochenen Kämpfe draußen: Die Katze einer Nachbarin ist rollig (ich weiß gar nicht, wie oft die Arme schon geworfen hat …) und saß mitsamt ihrer Gefolgschaft auf unserer Terrasse herum.

In meinen Schreibpausen machte ich den ein oder anderen Schaufensterbummel durch verschiedene Outdoor-Onlineshops. Ich habe momentan Fernweh und möchte am liebsten sofort meinen Rucksack packen. Und immer, wenn mich dieses Gefühl packt, gucke ich gern Reiseprodukte und Videos an, in denen Leute ihre Rucksäcke packen. Eigentlich wollten wir jetzt im Januar nach Karimunjawa, doch der Mann hat mit seiner Gewerbeanmeldung zu tun und ich habe auch viele Aufträge. Trotzdem wäre eine Woche am Strand oder ein Motorradtrip nach Solo oder in die Berge schon toll. Eigentlich träume ich auch davon, auf dem Landweg nach Europa zu reisen. Oder per Boot, das wäre zumindest visumsmäßig einfacher.

Zum Abendbrot gab es wieder Reis mit Gemüse, Tempe, Ei und Bakwan. Hinterher schrieb ich noch eine Weile und schaffte tatsächlich, meinen Text zu beenden. Und danach ging ich ziemlich müde ins Bett und schlief mit Nina in meinen Armen ein.

27. Januar 2020 – Katergesänge

Am Morgen erwachte ich einigermaßen ausgeschlafen und wieder mit einem Manfred neben mir, der Essen forderte. Ich verteilte Futter, putzte Zähne und machte dann Porridge, während der Mann noch fix neue Eier holte. Dann Frühstück und eine Folge Brooklyn 99.

Nach dem Essen setzte ich mich an den Rechner und bekam prompt eklige Kopfschmerzen. Übel und schwindlig war mir auch, na schönen Dank. Ich machte ein paar Lockerungsübungen für den Nacken und trank viel Wasser, aber richtig helfen tat dann erst die Schmerztablette. Dann konnte ich doch noch ein bisschen arbeiten, während Manfred neben mir auf dem Schreibtisch pennte und die in meinem Schreibtisch lebenden Holzwürmer kleine Krümel von sandartiger Konsistenz auf meine Hose fallen ließen.

Seit einer Woche streunt ein getigerter Kater mit weißen Pfoten durch unsere Nachbarschaft und singt. Wahrscheinlich sucht er nach Ladies. Allerdings gefällt das dem Einbrecherkater und dem weißroten Kater der Nachbarin gar nicht, also tobten ab Nachmittags heftige Kämpfe draußen. Unsere Miezen liefen mit besorgten Mienen und – in Ninas Fall – vor sich hin brummend im Haus auf und ab. Manfred sprühte schließlich an den Kleiderschrank, die ganze Klickermühe für die – haha – Katz. Der Getigerte ist sicher ein Streuner oder wurde ausgesetzt, aber die anderen beiden haben ein Zuhause und ich drängele jetzt den Mann, dass wir da mal hingehen und von den Vorzügen der Sterilisation berichten. Ja, ich könnte auch alleine gehen, aber so ganz trau ich da meinen Sprachkenntnissen noch nicht. Übrigens ist meine Lehrerin bald wieder aus ihrem Urlaub zurück und wir können eine neue Stunde vereinbaren, da freu ich mich schon drauf.

Außerdem besuchte ich gestern die Webseite der deutschen Botschaft in Jakarta, um mich über die geänderten Bedingungen fürs Schengenvisum zu informieren. Dort fand ich heraus, dass die Beantragung inzwischen über eine externe Firma läuft. Außerdem können Antragsteller*in gegen einen Aufpreis eine Art VIP-Paket mit schnellerer Bearbeitung ihres Antrags und sonstiger Sonderbehandlung buchen. Das finde ich irgendwie ziemlich abgefuckt. Als ob es dadurch besser wird, dass die Antragsteller*innen ihre sämtlichen Einkünfte offenlegen und sich einem peniblen Interview stellen müssen. Und das, während Europäer*innen sich dreißig Tage kostenlos und visafrei in Indonesien aufhalten dürfen. Ich finde das ziemlich ungerecht. Überhaupt sollten Einwohner*innen eines ehemals kolonialisierten Landes zumindest für das Land ihrer ehemaligen Kolonisatoren unbegrenztes und kostenloses Aufenthaltsrecht bekommen. Und wo ich beim Thema bin: Wann zahlt Deutschland endlich Entschädigung für den Völkermord an den Nama und Herero?

Okay.

Zum Abendbrot gabs Reis mit Gemüse und Tempe. Danach ging es meinem Kopf wieder besser und das nutzte ich, um noch ein paar Seiten zu korrigieren. Dann war es plötzlich schon um zehn. Ich machte ärgerlich den Abwasch, aß danach ein Schüsselchen Joghurt mit Orangenmarmelade und Zimt (So. Gut.) und machte mich dann bettfertig, während draußen die Kater sangen und Nina leise mitgrummelte.

26. Januar 2020 – Joghurtkauf

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Am frühen Morgen wurde ich davon wach, dass Manfred neben mir mein Kopfkissen durchknetete. Dann rollte er sich tatsächlich neben mir ein und schlief bis um neun. Dann standen wir auf und machten Frühstück mit neuen und vor allem kernlosen Bananen. Danach fuhr der Mann zum Bengkel (hoffentlich sind die Motorradverbesserungsarbeiten bald abgeschlossen), während ich bloggte, zwei Seiten korrigierte und meinen aus irgendeinem Grund heute besonders leckeren Kaffee austrank.

Dann klickerte ich mit Manfred und filmte uns dabei. Natürlich klappte das seitliche Hinlegen noch immer nicht, obwohl er es, seit ich das Kommando von „Side“ auf „Plopp“ geändert habe, bereits einige Male geschafft hat. Aber bis zur Rolle ist es noch ein weiter Weg.

Zwischendurch begann es von einer Sekunde auf die andere unglaublich heftig zu regnen. Ganz ohne Vorgeplänkel. Innerhalb von Minuten stand der Weg draußen unter Wasser und es windete sehr. Ich machte schnell mein Arbeitszimmerfenster zu, da sprüht es nämlich gerne mal rein. Nach vielleicht zwanzig Minuten hörte der Regen auf, die Pfützen versickerten und alles war wie immer.

Am Nachmittag putzte ich das Bad, das schon wieder ganz grün vor Algen war. Bei den dünnen Belägen hilft Essig, die dickeren muss ich mit einem Spachtel abkratzen. Das war eine sehr schweißtreibende Angelegenheit, aber wenigstens konnte ich hinterher in einem sauberen Bad duschen. Danach fuhren der Mann und ich Essen holen (Gudeg) und speisten bei offenen Fenstern. Mit vollen Bäuchen machten wir uns anschließend auf den Weg zu einem neu eröffneten Supermarkt, um Öl zum Kochen, Kecap manis, Zahnpasta, Joghurt und Marmelade zu erwerben. Außerdem entdeckten wir ein naturkosmetisches (!) Shampoo ohne Silikone (!) und zu einem annehmbaren Preis, das landete ebenfalls im Einkaufskorb. Das Wasser aus Dusche, Waschbecken und Spüle fließt nämlich direkt nach draußen und versickert, da ist es doppelt wichtig, leicht abbaubare Seifen und Waschmittel zu benutzen.

Wieder Zuhause machten wir es uns vor dem Laptop gemütlich, der Mann aß seinen Tintenfisch auf, ich löffelte Joghurt mit Orangenmarmelade und Zimt, dazu guckten wir Lost.

24./25. Januar 2020 – Motorradtaxi und Tintenfisch

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Am Freitag war nichts besonders los. Ich frühstückte allein, weil der Mann businessbedingt früh weg musste. Ich frühstückte die letzten Schrotbananen, dazu Spiegelei und Kaffee. Dann lektorierte ich an meinem aktuellen Auftrag herum. Der fällt mal in eine etwas andere Kategorie und macht mir wirklich Spaß. Schreiben müsste ich eigentlich auch dringend wieder, aber irgendwie ist mein Zeitmanagement noch etwas unausgewogen.

Der Mann kam hungrig nach Hause und brachte Essen mit. Das wird hier häufig in Papier eingewickelt, entweder Zeitungspapier oder Altpapier. Drinnen liegt dann zum Beispiel ein Bananenblatt oder ein Stück beschichtetes Papier, damit der Reis nicht festklebt. Über die Hygiene will ich hier gar nicht reden, sondern über Datenschutz. Wir hatten schon Kopien von den Personalausweisen anderer Leute oder irgendwelche Firmenpapiere hier. Am häufigsten sind es Kopien aus Schulen, manchmal auch Musiknoten. Diesmal waren es Zeichnungen:

Nach dem Essen arbeitete ich noch ein bisschen, machte dann Yoga und klickerte mit Manfred. Der versteht allmählich, dass er sich auf die Seite legen soll. Und er fordert die Klickerzeit vehement ein, indem er sich auf meinem Laptop niederlässt. Es ist wirklich erstaunlich, wie schnell er lernt. Das Markieren ist ein bisschen besser geworden, aber ich traue ihm noch nicht. Abends lüfteten wir das Haus durch, dabei musste ich mehrmals einen hübschen weiß-orangen Kater an die Luft setzen, der in der Nachbarschaft wohnt. Beim Duschen gegen Mitternacht hörte ich lautes Feuerwerk, das das Chinesische Neujahrsfest einläutete.

Samstag war Feiertag, darum (und weil die Bananen alle waren) frühstückten wir auswärts. Natürlich Nasi kuning, das füllt doch etwas mehr als unser sonst beliebtes Frühstückssüppchen. Danach fuhr der Mann mal wieder zum Bengkel, während ich mich an den Rechner setzte. Bis zwölf Uhr arbeitete ich, danach packte ich meinen Rucksack, sperrte die Katzen ein und wagte mich aus meiner Komfortzone und auf ein Motorradtaxi. Die Ojeks gibt es hier schon lange, meist warten sie an Straßenkreuzungen auf Kundschaft. Vor ein paar Jahren hatte jemensch eine großartige Geschäftsidee und entwickelte die App Gojek. Damit kann eins einen Ojek oder auch ein normales Autotaxi bestellen. In der App gibt eins an, wo sier abgeholt und hingefahren werden will. Das System wählt ein Taxi aus und auf einer Karte kann eins beobachten, wie sich ein kleines Motorrad langsam dem gewünschten Abholort nähert:

Screenshot aus der App Gojek.

Das ist sehr praktisch und ich wollte das schon länger ausprobieren. Allerdings gehe ich meistens mit dem Mann gemeinsam aus oder er fährt mich. Gestern hatte er keine Zeit, also fuhr ich per Gojek in ein vegetarisches Restaurant mit schönem Garten, in dem Samstags immer ein paar Freundinnen zusammenkommen. Ich bin in der Gruppe die einzige ohne Kind, aber das macht nichts. Die Fahrt war super, die Bestellung klappte, der Fahrer fand mich, fuhr nicht zu schnell und für knapp vier Kilometer bezahlte ich nur 11.000 IDR. Gerne wieder.

Im Café gab es viel zu erzählen, ich bekam aus Deutschland mitgebrachte Lebkuchen und es war einfach schön, mal nicht vor einem Computerbildschirm zu sitzen und auch ein paar neue Leute kennenzulernen. Später kam der Mann mich abholen. Auf der Rückfahrt nahmen wir Essen mit (Magelangan, Cap Cay und Huhn für den Herrn) und speisten Zuhause. Dann musste ich doch noch mal an den Laptop, um meine Bestellung ein letztes Mal durchzusehen und rechtzeitig vor der Deadline abzuschicken. Außerdem kam ein Freund des Mannes vorbei und brachte ihm eine große Tüte mit zwei frisch gefangenen Tintenfischen drin. Ich finde die ja lebendiger schöner als tot in unserem Spülbecken, außerdem war hinterher alles voller Tinte und die Küche roch wie ein Fischkutter. Zum Trost gab es Kekse für mich und ein paar Folgen Lost.

23. Januar 2020 – Kekshunger

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Die kühle Nacht war eine Wohltat und ich schlief bis um neun. Sollen die Bauarbeitenden hinter unserm Haus doch über unsere vermeintliche Faulheit lästern (denn das tun sie), hauptsache, ich bin ausgeschlafen. Wir frühstückten wie immer. Die Schrotgewehrbananen sind wirklich lecker, aber ich bin doch froh, dass sie bald alle sind. Das Entkernen dauert nämlich genauso lange, wie die Zubereitung des restlichen Frühstücks.

Nach dem Essen setzte ich mich vorfreudig an den Rechner. Wie immer, wenn mich eine neue Bestellung erwartet. Es war nicht besonders heiß aber so stickig, dass ich doch den Ventilator brauchte. Manfred schlief immer wieder neben mir auf dem Schreibtisch und wartete auf eine neue Runde klickern. Ich bringe ihm gerade bei, sich auf Kommando zu rollen. Der erste Schritt dazu ist, dass er sich hinlegt, und zwar nicht auf den Bauch (das kann er ja schon), sondern lang ausgestreckt auf die Seite. So richtig begriffen hat er es noch nicht, er legt sich meistens nur so hin wie immer und schnurrt dann laut. Ich muss das unbedingt mal filmen und euch zeigen.

Ich lektorierte vor mich hin und kam gut voran. Die Arbeit ist anspruchsvoll, aber diesmal auf einem anderen Level. Mein Gehirn hatte gut zu tun und verlangte irgendwann nach Keksen. Und weil mein Mann der allerbeste ist, brachte er mir vom Abendbroteinkauf auch eine Packung Doppelkekse mit Ananasmarmeladenfüllung mit. Wir speisten (Reis mit Gemüse, frittiertem Tempe, Nudeln und Ei, danach Kekse), dann legte ich noch ein bisschen Computerzeit ein.

Nach dem Abwaschen war dann endlich Feierabend. Ich kuschelte Nina auf dem Sofa, guckte mit ihr ein paar Videos und quatschte mit dem Mann, bis es Schlafenszeit war.

22. Januar 2020 – Kuschliges Erwachen

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Ich wurde morgens wach, als sich ein flauschiger Kater zwischen mir und meinem Guling einrollte und einschlief. Das war sehr gemütlich und er blieb dort, bis ich gegen acht aufstand. Erstaunlich, was so ein bisschen Geklicker auslösen kann.

Wir frühstückten. Die Schrotflintenbananen sind sehr lecker im Porridge, nur das ewige Gepuhle beim Schnippeln nervt.

Es war heiß und drückend, so dass ich nur ein bisschen ziellos im Internet herumstreifte. Zum frühen Nachmittag kam dann endlich der lang ersehnte Regen und mit ihm die Abkühlung. Es prasselte ganz ordentlich und hörte bis zum Abend auch nicht wieder auf. So fand ich doch noch meine Konzentration und konnte ein bisschen was wegarbeiten.

Zum Abendessen gab es aus Mangel an Alternativen nochmals Gudeg. Yoga ließ ich ausfallen, weil ich erst bis um acht am Rechner saß und dann noch eine neue Bestellung erhielt, in die ich mich vertiefte. Danach war es mir zu spät und ich ging lieber schlafen.

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Gelesen | Aeshnina Ayyahra schreibt einen Brief an Angela Merkel.
Gelesen | The Unbearable Whiteness Of Tourism
Gefunden und noch nicht vollständig gehört | In Folge #45 ihres Podcasts Feuer & Brot reden die Freundinnen Maxi und Alice über White Saviourism (mit gesprochener Gendergap *Herzchenaugenemoji*)

21. Januar 2020 – Maus!

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Morgens von Manfred geweckt. Ich finde es immer wieder überraschend, wie schnell das Klickertraining wirkt und unsere Beziehung stärkt. Da traut er sich auch ins Bett, obwohl Nina bereits auf ihrer Decke liegt und schläft. Ich stand auf. Zähne putzen, anziehen, abwaschen, Frühstück machen. Während ich abwusch, fuhr der Mann fix Bananen fürs Oatmeal kaufen, die waren nämlich alle. Diese neuen Bananen sind sehr zeitaufwendig, denn sie haben so viele Kerne, als hätte jemensch mit einer Schrotflinte darauf geschossen. Bisher hatten wir nur Bananen, bei denen pro Frucht so ein bis fünf Samen drin waren. Und auch nicht in jeder. Diesmal waren es pro Banane mindestens zwanzig, ich pulte also mehr, als das ich schnippelte. Interessanterweise befinden sich die alle in der unteren Hälfte, darum sind die Bananen da dicker wie eine Zucchini. Diese Erkenntnis wird uns bei der Auswahl zukünftiger Bananen nützlich sein.

Arbeit ging heute eher schleppend voran, weil es drückend heiß war. Ich brauchte den großen Ventilator, um nicht völlig zu zerfließen. Der arme Mann musste ans andere Ende der Stadt (und wieder zurück) fahren und kam ziemlich kaputt wieder Zuhause an. Wir speisten Gudeg, dann brauchte er eine Pause und ich setzte mich noch einmal an den Laptop, bis Manfred vehement seine Klickerübungen einforderte. Er kann eigentlich schon ziemlich viel: sich hinsetzen, in beide Richtungen drehen, sich hinlegen, auf einen Stuhl hüpfen und wieder herunterspringen, sich sein Geschirr anziehen lassen und High Five geben. Allerdings nur mit der rechten Pfote. Ich muss dringend nach neuen Übungen googlen, damit ihm nicht langweilig wird.

Als es nach Sonnenuntergang draußen kühler wurde, sperrten wir die Katzen ein und öffneten alle Türen und Fenster. Tat das gut! Ich ging noch fix die Blumen gießen und yogte eine Runde, dann guckten wir ein paar Folgen Lost. Ein Klappern in der Küche ließ uns aufspringen, aber es war nur eine ziemlich große Maus, die durch unsere Töpfe turnte. Das war tolles Kino für die Katzen. Wir versuchten, die Maus mit Besen aus dem Haus zu scheuchen, aber sie versteckte sich in dem Moped, das schon seit beinah einem Jahr ein Freund bei uns geparkt hat (eigentlich sollte das schon vor Monaten jemensch abholen kommen, aber das ist eine andere Geschichte). Also stellten wir kurzerhand das Moped vor die Tür, damit die Maus nicht plötzlich nachts durch unsere Gesichter läuft oder von den Katzen gejagt wird. Der restliche Abend verlief ruhig.

20. Januar 2020 – Klickertraining

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Seit langem wurde ich heute mal wieder von Manfred geweckt. Abends darf er aus Gründen* nicht mehr ins Bett, das hat er mir ein bisschen übel genommen, glaube ich. Wir machten Frühstück, das war in der sauberen Küche gleich noch einmal so schön.

Ansonsten war alles wie immer. Nach dem Essen war workworkwork angesagt, ich pipelte erst ein bisschen vor mich hin und bekam dann zum frühen Nachmittag einen kurzfristigen Auftrag, den ich zum Glück innerhalb von drei Stunden weglektorieren konnte. Langsam werde ich besser und muss nicht mehr jede zweifelhafte Grammatik im Duden nachschlagen. Zum Beispiel habe ich jetzt endlich die Regeln zum Zusammen- und Getrenntschreiben im Kopf. Wenn das erste Wort nämlich ein Adjektiv ist und das zweite ein Verb (wie bei übel nehmen), schreibt eins getrennt. Allerdings gibt es da jede Menge Ausnahmen oder Fälle, in denen beides möglich ist. Am schlimmsten sind eh Komposita aus zwei, drei Wörtern, von denen am besten mindestens eins Englisch ist und die ganze Konstruktion ein Eigenname sein könnte, aber auch irgendwie nicht. Jedenfalls kommt dieses Schulgrammatikwissen so langsam wieder zurück und das ist super.
Abends gab es Nasi uduk mit wirklich gutem Tempe. Und zum Feierabend (um 22 Uhr …) ließ ich den Ventilator das Haus durchpusten, während ich eine Weißweinschorle (mit mehr Wasser als Wein) aus meinem letzten bisschen Wein trank und dazu Joghurt mit Zimt aß.

An P. gedacht.

Momentan habe ich immer den Klicker und eine kleine Dose mit Katzensnacks in der Hosentasche. Für Manfred. Denn der markiert wieder. Damit hat er ja auch nach seiner Kastration nie ganz aufgehört, aber im alten Haus hat ers im Garten gemacht und auch das nur selten. Seit der Einbrecherkater ihn vermöbelt hat, sprüht er jeden Abend irgendwo hin: An alle Haustüren (unser Haus hat vier …), das Moped in der Küche, die Wasserkanister, Flip Flops, den Trinknapf und alles, was irgendwann mal draußen war und dort möglicherweise Katzenkontakt hatte. Selbst der Enzymreiniger aus Deutschlanf hilft nicht. Gesund ist er auch. Er hat das kurz vor unserer Abreise schon mal gemacht, da hatten wir grad die Draußenkatzen auf der Terrasse, und wir waren beim Tierarzt mit ihm, da war alles ok. Manfred ist also eifersüchtig und unter Stress. Jetzt fahre ich mehrere Strategien:

  1. Wenn er auf sein Klo geht (und ich es mitkriege), klicke ich und gebe ihm ein Snackie.
  2. Klo und Kloumgebung werden so oft wie möglich gründlich geputzt.
  3. Wir machen mehrmals täglich für ein paar Minuten Klickertraining, um sein Selbstbewusstsein zu stärken.
  4. Ich nehme mir viel Zeit nur für ihn, damit keine Eifersucht auf Nina aufkommt.
  5. Alle seine bevorzugten Sprühorte habe ich mit seiner Lieblingspflanze (Indische Nessel, wirkt wie Katzenminze) eingerieben.

Jetzt hoffen wir sehr, dass er sein Verhalten bessert. Gestern hat er nicht gesprüht, war aber kurz davor. Ich bin vorsichtig optimistisch, habe aber gestern auch den Einbrecherkater nicht gesehen. Wir werden sehen.

Zum Glück ist er süß.

*Er hat auf des Mannes Sarong gesprüht, dabei auch das Bettlaken und mich erwischt.