26. Dezember – Helmkauf, Sonnenfinsternis und unerwarteter Sambalappetit

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Das Fresspaket ist – bis auf ein Schüsselchen Sambal – restlos verputzt, darum frühstückten wir wieder Porridge und Spiegelei. Danach wagten wir eine kleine Shoppingtour, um mein Weihnachtsgeschenk zu kaufen: einen Fahrradhelm. Wenn ich mich mit meinem Fahrrad hier auf die Straßen wage, fühlt sich mein Kopf immer so furchtbar nackt und ungeschützt an, darum war ich auch schon eine Weile nicht mehr geradelt. Das sollte sich ändern. Bereits im zweiten Laden wurden wir fündig. Der Helm sieht nicht so furchtbar sportlich aus, hat keinen lästigen Sonnenschirm (wozu gibts Sonnenbrillen?), die Polster sind herausnehmbar und es ist ein Markenmodell, das war mir wegen der Sicherheit wichtig. Was sowas hier kostet? 185.000 IDR, das sind momentan nicht ganz zwölf Euro.

Auf dem Rückweg machten wir einen Abstecher zur Schwiegermutti, um ihrer Katze das von der Tierärztin verschriebene Medikament zu verabreichen. Die Miez ist nämlich erkältet und hustet. Aber es geht ihr schon langsam besser. Wir erzählten noch ein bisschen und dabei fiel uns ein, dass ja heute eine ringförmige Sonnenfinsternis ist. Auf Java sollte die Abdeckung zwischen 70 und 80 Prozent betragen und der Peak war genau jetzt. Natürlich war keine Schutzbrille im Haus, also fuhren wir fix heim. Es war tatsächlich etwas dunkler und kühl. Allerdings sahen wir kaum Leute, die das Phänomen beobachteten. Lediglich eine Frau sah mit einer Plastikfolie vor dem Gesicht zum Himmel. Oje. Der Mann setzte mich zu Hause ab, er wollte eh zum Bengkel und sich dort eine Schweißermaske borgen. Ich bastelte nach kurzem Googeln eine Lochkamera und setzte mich damit auf die Terrasse. Das funktionierte erstaunlich gut.

Dann wollte ich arbeiten, aber kam einfach nicht voran. Nach einer Stunde sinnlosen Prokrastinierens machte ich den Laptop wieder aus und ging mein Fahrrad putzen. Vor der Seitentür des Nachbarhauses sammelte ich erneut eine Tüte voller Müll ein, der anscheinend beim Fegen achtlos hinausgekehrt wurde. Ich deponierte meine Fundstücke erneut so, dass die Bewohner*innen sie bei ihrer Heimkehr entdecken werden. Außerdem werkelte ich ein bisschen im Vorgarten, pflanzte die Sonnenblumen aus und begrüßte neben einem Cashewkeimling auch die zarte Spitze einer Surinamkirsche. Dabei sahen mir drei Nachbarskinder zu, die ständig miteinander tuschelten und kicherten. Ich verstand, dass sie mich etwas fragen wollten, aber zu schüchtern waren. Auch auf mein Nachfragen, was sie denn gern wissen wollten, kam keine Antwort. Vielleicht trauen sie sich ja morgen. Der Mann kam MIT REPARIERTEM MOTORRAD heim und wir fuhren direkt weiter, um Nasi uduk zu essen. Für mich gab es gebratene Aubergine und Ei (die Petelieferung traf erst nach unserer Bestellung ein. Nächstes Mal!), außerdem erfasste mich eine ganz neue Lust auf Scharfes und ich bestellte etwas vom sanftesten Sambal, das mir erstaunlich gut schmeckte.

Zum Abend guckten wir ein paar Folgen Lost. Und wie immer kam Nina mit mir ins Bett und schlief später tief und fest. Leider musste ich sie irgendwann auf den Bettvorleger umsiedeln, weil sie ja manchmal undicht ist.

Gelesen | Wie gehabt: Paradies der Damen. Ob ich es schaffe, bevor in neuen Tagen die Leihfrist abläuft?
Gehört | Im Radio beim Frühstückmachen einen Popsong, der mit den Worten „Let me show you my garden“ begann. Sehr vielversprechend, doch der Rest des Liedtextes hatte dann herzlich wenig mit Pflanzen zu tun. Hätte ich diesen Song geschrieben, ginge er ungefähr so: „Let me show you my garden, here are some sunflowers and look the cashew’s growing and thats kapok and that too and have you seen all the fruit on my srikaya and the christmas cactus looks amazing and all the cocor bebek everywhere!“ Aber mich hat ja keine*r gefragt.

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