28. November 2019 – Ein neues Wochenkonzept

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Der Wecker brummte um 7 Uhr, aber ich kam einfach nicht aus dem Bett. Ich hatte sehr unruhig geschlafen und wieder ziemlich realistisch geträumt. Aus einem Traum schreckte ich hoch, weil ich darin eine Wespe verschluckt hatte, eine eher unschönes Erwachen. Ich erlaubte mir, noch ein Stündchen weiterzuschlafen und verschob das Meditieren. Auch der Mann war heute schwerer zum Aufstehen zu bewegen, als an den Tagen zuvor. Ein Fall von Donnerstagsmüdigkeit?

Beim Frühstückmachen dachte ich darüber nach. Während der letzten drei Tage hatte ich sehr intensiv gearbeitet, bis abends noch am Rechner gesessen, aber auch viel geschafft (auch wenn ich meiner To-do-Liste weiter hinterherhänge). Kein Wunder, das heute die Luft raus war. Doch als Freiberufliche kann ich mir meine Zeit komplett selbst einteilen. Warum halte ich dann so an der Vorstellung fest, dass auf fünf Tage Arbeit zwei Tage freies Wochenende folgen müssen. Wenn ich an drei aufeinanderfolgenden Tagen Höchstleistungen bringen kann und am vierten erschöpft bin, könnte ich doch einfach einen Pausentag einlegen und dann wieder drei Tage arbeiten. Der Gedanke gefällt mir und ich denke, ich werde das mal ausprobieren.

Die Arbeit lief etwas zäh heute. Lag es an der fehlenden Meditation oder am trockenen Thema? Ich loggte nur knapp vier Stunden reine Arbeitszeit, das ist mein Tagesminimum. Während der Mann Abendessen kaufte, goß ich meine Blümelein. Alle wachsen prima, aber demnächst wird eine Düngung fällig sein.

Später beim Abwaschen guckte ich zur Unterhaltung Reisevideos auf Youtube. Diesmal die eines weißen deutschen Paares auf Weltreise. Die waren in dem Video zum ersten Mal mit Armut im Reiseland konfrontiert und irgendwas störte mich an ihrer Reaktion. Sie meinten, dass sie nun viel dankbarer für ihr Leben seien und gleichzeitig seien die Menschen ja so glücklich, obwohl sie nicht viel besitzen oder in aus deutscher Sicht einfachen Verhältnissen wohnen. Irgendwie kann ich nicht so recht in Worte fassen, was genau mich daran stört. Ich meine, woher wissen sie, dass die Einheimischen glücklich sind oder wenig besitzen, ohne mit ihnen gesprochen zu haben? Dieser Artikel schafft noch am ehesten, mein Unbehagen auszudrücken, auch wenn die Situation nicht ganz die gleiche ist. Ein Punkt wird darin erwähnt, den ich an all den Reiseblogs und -instagramaccounts ganz furchtbar finde: Das exzessive Posten von Fotos der Einheimischen, gerne auch Kindern. Und zwar gehäuft bei Reisen in ärmere Länder. Oder habt ihr schon mal in einem Reiseblog eine zufällige Gruppe weißer Kinder auf einem Foto gesehen, die den Reisenden einfach so über den Weg liefen? Ich auch nicht.

Ja, aus unserer privilegierten Position ist sichtbare Armut schwer auszuhalten. Mir geht es ja auch so. Aber eine obdachlose Person anzugucken und gleichzeitig zu denken „Ich bin dankbar für alles, was ich habe“ fühlt sich so heuchlerisch an. Weil ein „Zum Glück bin ich nicht in dieren Position“ mitschwingt. Und diese Person benutzt wird, um sich selbst besser zu fühlen. Oder? Und letztendlich ist das extreme soziale Ungleichgewicht die Schuld der Kolonialmächte und des Kapitalismus – beides Dinge, die Weiße erfunden haben und die jetzt unsere Erde zerstören.

Zum Abschluss etwas Flausch |

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