Gerüche des Februars
Inspiriert vom famosen Fräulein Read On verfasse ich allmonatlich einen olfaktorischen Rückblick.
Der Februar in Indonesien war erstaunlich geruchsneutral. Ob es an meiner verstopften Nase lag oder dem vielen Regen, der die Luft reinwusch?
Am Anfang roch der Februar allmorgendlich nach Apfelessig, für die Verdauung. Und manchmal auch abends, wenn ich damit die Kalkseife aus meinem Haar spülte.
Der Februar roch nach auf dem Herd köchelnden Kurkumasud mit Tamarinde und Gemüsesuppe. Nach den Thymianpastillen aus Deutschland und dem unglaublich künstlichen Melonenaroma der Halsschmerztabletten aus der Apotheke. Das verschwitzte Bett nach einer Fiebernacht riecht wie ein altes Kirschkernkissen. Wie gut, dass es die tropische Sonne gibt, die das Bettzeug in kurzer Zeit auf sechzig Grad erhitzt und alle Ausdünstungen beseitigt.
Die Katzen dufteten im Februar nach dem mit Lavendel parfürmierten Katzenstreu. Früher fand ich es furchtbar, dass es keine unbeduftete Streu zu kaufen gab. Und gleichzeitig amüsierten mich die tausenden verschiedenen Varianten. Von Babypuder bis Kaffee ist alles dabei. Leider mögen es die Miezen: Als wir endlich einmal parfümfreies Katzenstreu in die Klos füllten, verweigerte Manfred die Benutzung und pinkelte lieber woanders hin. Darum also Lavendel.
Der Februar roch nach zu viel mit Kopfschmerzen am Laptop verbrachter Zeit und leichter Verzweiflung angesichts eines zu geringen Kontostands. Dazwischen mischte sich Baumwollgarn auf schwitzigen Fingern, ein kühler Frosch in meinem Gesicht und immer wieder Regendunst.
Täglich übe ich mit dem Kater, ein Geschirr zu tragen und an der Leine zu gehen. Ich darf es ihm anziehen, die Leine akzeptiert er auch meistens und er kommt zu mir, wenn ich ihn rufe. All das lernt er mit einem Klicker und aus Deutschland mitgebrachten, selbstverständlich getreidefreien Leckerlis. Aktuell besteche ich ihn mit einem Produkt aus Hühnchen und Muscheln, das einen staubig-fischigen Geruch an meinen Fingern hinterlässt.
Wir fahren quer durch die Stadt zu einem Laden, der alles was man zum Backen braucht verkauft, um Rosinen und Nüsse fürs Frühstücksporridge zu erwerben. Im Verkaufsraum kitzeln hunderte Aromen meine Nase, es riecht nach Mehl und Staub und ein wenig so, als sei mal ein Karton mit künstlicher Vanille ausgelaufen. Auch ein Block Schokolade wandert in den Rucksack, der nach nichts riecht und enttäuschend schmeckt.
Plötzlich verbreitet sich Wanzengestank. Wir laufen schnüffelnd durchs Haus und finden schließlich die Quelle des eklig-süß-beißenden Geruchs: Es ist Nina, die ganz unglücklich versucht, ihre Pfote zu säubern. Anscheinend lief sie einer Wanze über den Weg, betatzte sie und wurde mit einer Ladung Stinksaft besprüht. Wir waschen ihr Pfötchen mit den alkoholgetränkten Feuchttüchern, die den Trinkwasserkanistern beiliegen.
Instantnudeln, die nach Curry schmecken, gedämpfte Kuchen und das beste terang bulan der Stadt (eine Art fetter Pancake, in Butter ertränkt und – in diesem Fall – mit Käse bestreut) – die letzten Februartage bescheren mir Heißhungerattacken, die ich mit diversen Leckereien besänftige. Man gönnt sich ja sonst nichts.