11. April 2020 – Was ich immer zu erzählen vergesse

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Davon aufgewacht, wie sich Manfred auf meinem Bauch niederließ. Später schlief er dann auf Ninas Decke, die zwischen unseren Kopfkissen liegt (und eventuelle Unfälle des leider manchmal undichten Tiers auffangen soll).

Futter gereicht, Zähne geputzt, das Übliche halt. Dann Frühstück mit leckerer pisang raja im Porridge.

Terrasse gefegt, Wäsche abgenommen, was eins halt so macht. Ein bisschen vor mich hin prokrastiniert, bis ich mich überwinden konnte zu tun, was ich schon lange erledigen wollte: den Ordner mit den wichtigen Papieren aufräumen. Denn in einem Monat steht die Umwandlung meines befristeten in den permanenten Aufenthaltsstatus an und dafür braucht es jede Menge Papierkram. Und so saß ich schon bald auf dem Boden, umringt von Papierstapeln, sortierte Kopien von abgelaufenen Visa aus und ordnete alles neu. Dann ging ich die Liste der benötigten Unterlagen durch, die wir schon im Januar (?) vom Kantor Imigrasi abgeholt hatten, suchte sie zusammen und schrieb gleichzeitig auf, welche Kopien noch fehlen. Ich war guter Dinge, beinah alle Papiere hatte ich schon da – dann las ich die Liste noch einmal durch und entdeckte den letzten Satz: Alle Unterlagen sind in dreifacher Ausführung einzureichen. Und jetzt müssen wir doch jede Menge Kram kopieren. Aber wer weiß, ob die Einwanderungsbehörde in einem Monat schon wieder geöffnet hat, da werden momentan nämlich nur Notfälle bearbeitet. Falls mein Status vorher abläuft, kriege ich aber automatisch ein kostenloses Not-Visum und kann die Änderung meiner Genehmigung dann später beantragen.

Zum Abendbrot gabs Spaghetti und vegetarische Bolognese mit jeder Menge Käse und dazu Limonenbrause. Letztere hat dank Palmzucker ein tolles Karamelaroma und auch der Sprudel ist irgendwie stärker. Wird wiederholt.

Abendgestaltung wie immer: Abwaschen, stricken, Podcast. Weil es auch um elf Uhr abends noch heiß im Haus war, sperrte ich die Katzen ein und öffnete alle Türen und Fenster weit. Nina protestierte, darum durfte sie Eichhörnchenvideos auf meinem Telefon angucken.

Beim Zähneputzen fiel mir ein, dass ich beim Bloggen häufig eigentlich wichtige Ereignisse vergesse. Zum Beispiel ist vor zwei Tagen Merapi mal wieder ausgebrochen, aber das war jetzt schon das 13. Mal seit September 2019 und ist irgendwie längst nicht so schlimm, wie es die europäischen Medien darstellen. Es gibt halt eine spektakuläre Aschesäule und etwas Ascheregen meistens westlich vom Vulkan (wir wohnen im Süden). Ohne die Nachrichten würden wir davon nichts mitkriegen.

C-Wort-mäßig ist die Lage unverändert, obwohl es sich so anfühlt, als ob wieder mehr Leute rausgehen würden. Viele haben natürlich auch keine andere Wahl, denn von zu Hause arbeiten können, ist ein Privileg, das beispielsweise ein Motorradtaxifahrer oder eine Shopbesitzerin nicht haben. Ich überlege momentan, wie ich helfen kann. Mittlerweile gibt es nämlich schon einige Organisationen, die Grundnahrungsmittel oder fertig gekochtes Essen verteilen.

10. April 2020 – Ist Srikayabrause eine gute Idee? Teil 2

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Um acht verschwitzt aufgewacht und wach geblieben, es war einfach zu warm. Überhaupt glich das Wetter heute einer Sauna: Die Sonne schien, dann regnete es ein bisschen, dann schien die Sonne wieder. Der Boden wurde zum Saunaofen, der Regen zum Aufguss. Puh.

Gleich nach dem Aufstehen testete ich die Brause und wurde nicht enttäuscht. Beim Öffnen schäumte sie wie geschüttelte Club Mate. Ich stellte die Flasche in den Kühlschrank und inokulierte gleich noch die nächste Fuhre Limonenlimonade, die dank Palmzucker die Farbe von Cola hat.

Ansonsten war alles wie immer: Frühstück, Kaffee, Schreibtisch. Ich schaffte einiges und sogar noch ein bisschen Buchhaltung.

Zum Abendbrot gab es Mie goreng, dazu tranken wir die nun kalte Brause. Sie schmeckte ein bisschen wie sehr junger Tuak, da war wohl die Gärung etwas zu stark. Ich überlege schon, einen neuen Starter anzusetzen, vielleicht ist der alte ein bisschen aus dem Gleichgewicht geraten. Aber schlecht wars nicht.

Nach dem Essen probierte ich einen weiteren Workaround, um endlich das E-Book, das ich lesen will, auf den Tolino zu zaubern. Es klappte nicht. Jetzt habe ich echt alles probiert, es ist sehr frustrierend.

Abwasch, dann stricken, beides begleitet von Harry Potter and the Sacred Text. Ich liebe diesen Podcast mit jeder Folge mehr. Socke Nr. 2 wurde fertig, ich schloss die Spitze mit dem kitchener stitch und machte mich dann trotz fortgeschrittener Stunde daran, Socke Nr. 1 zur Hälfte aufzuribbeln, weil das Fersenmuster ungleich ist. Dazu fädelte ich an der entsprechenden Stelle Zahnseide als Maschensicherung ein, das war ein Tipp, den ich mal auf irgendeinem Strickblog gelesen habe. Wahrscheinlich muss ich noch ein oder zwei Runden rückwärts stricken, weil vor allem die Sicherung der linken Maschen nicht sooo gut gelungen ist, aber das wird schon. Und ich freue mich schon darauf, die hübsche Ferse noch einmal zu stricken, jetzt, wo ich raushabe, wie das Muster funktioniert.

Dann fegen, Bett ausklopfen, duschen, Schlaf.

9. April 2020 – Geburtstag! (leider ohne Kuchen)

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Heute war des Mannes Geburtstag (selamat ulang tahun!), darum nahm ich mir frei. Zuerst frühstückten wir und guckten dabei zwei Folgen Superstore. Dann musste der Mann was am Computer machen und ich schrieb in der Zwischenzeit die Einkaufsliste. In Jakarta gibt es ab morgen nämlich eine 14-tägige Ausgangsbeschränkung und ich bin mir sicher, dass das hier auch bald kommen wird. Also ist es immer gut, ein paar Packungen der großartigen Nudelsoße im Schrank zu haben.

Ausgangsfertig machen heißt in Zeiten des C-Worts: Maske auf. Bei mir dauert es noch ein paar Minuten, bis ich das Stoffding zurechtgefriemelt habe. Die zweite Maske hat übrigens keine gehäkelten Schnüre zum Zubinden, sondern welche aus selbst gemachtem T-Shirt-Garn, mit dem ich einen Teppich häkle.

Unter einem strahlend blauen Himmel fuhren wir erst gen Süden zu einem Vapeshop. Unterwegs kamen wir an vielen gesperrten Straßen vorbei. Es scheint, als ob einige Nachbarschaften alle Zugänge bis auf einen schließen und am einzigen offenen Eingang eine Desinfektionsmitteldusche aufbauen. Bei uns ist das glücklicherweise nicht so und die Hauptstraßen sind auch nicht betroffen. Inzwischen werden Stimmen laut, dass so viel Desinfektion die Haut und die Atemwege reizt und außerdem umweltschädlich ist. Ich kann aber auch die Leute verstehen, die verzweifelt irgendetwas tun wollen. Meine Maskenschneiderei wurde ja durch dieselbe Motivation befeuert.

Eine Weile vorm Vapeshop herumgestanden, dann wieder aufs Motorrad gestiegen. Ziel: Supermarkt. Die Straßen wirkten wieder ein bisschen voller auf mich, aber das kann auch an der Tageszeit liegen. Und warum fahren Leute mit Maske aber ohne Helm herum?

Vorm Supermarkt sprach uns erstmal eine Frau an, die uns einen Flyer mitgeben wollte, der die richtigen Verhaltensweisen gegen Ihr-wisst-schon-was lehrt. Sie redete ziemlich lange auf uns ein, aber wir lehnten ab. Dann wuschen wir uns an aufgestellten Waschbecken die Hände, bekamen Fieber gemessen (36,6 °C) und konnten endlich in den kühlen Supermarkt. Dort kauften wir jede Menge ein, ich freute mich besonders über Palmzucker für meine Brause, Joghurt und Himbeermarmelade.

Wieder zu Hause goß ich die Blumen und der Mann besprühte alle Einkäufe mit Alkohol. Alles ist Lava. Dann begann der angenehme Teil des Tages: meine erste Pizzabestellung in Indonesien. Der Mann rief im Restaurant an und bekam die Speisekarte als PDF-Datei zugeschickt. Er wiederum teilte unsere Location, die leider außerhalb des Lieferradius lag. Dann also GrabFood. Grab ist eine App, mit der eins ein Auto- oder Motorradtaxi bestellen kann. Außerdem kann eins den Fahrer zum Einkaufen oder zu einem Restaurant schicken. Das klappte gut und nach einer halben Stunde bekamen wir zwei Pizzakartons überreicht. Die Pizzeria setzt auf komplett plastikfreie Verpackung, darum waren die Kartons mit Schnur zusammengebunden.

Die Pizza war großartig. Der Mann hatte welche mit Fleisch und Paprika, ich hatte mich für Rucola, Tomaten und Parmesan entschieden. Es war sooooo lecker. Aber wie immer hätte ich eigentlich nach der Hälfte aufhören sollen. Da ich das nicht tat, war der restliche Tag etwas … träge.

Als ich mich wieder bewegen konnte, ging ich abwaschen und dann Limonenbrause ansetzen. Dazu hörte ich den Podcast Harry Potter and the Sacred Text, bei dem jede Woche bei Buch 1 beginnend ein Kapitel unter einem bestimmten Thema gelesen und wie ein religiöser Text analysiert wird.

Den restlichen Abend verbrachten wir redend und in meinem Fall strickend und das war schön.

8. April 2020 – Ob Srikayabrause eine gute Idee ist?

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Frühmorgens aufgewacht, weil ein Kater mein Kopfkissen in Beschlag nahm, dann nochmal weggepennt bis neun. Beim Zähneputzen wurde ich von einer Töpferwespe bedrängt, die anscheinend im Bad ein Nest bauen wollte. Aber wo? Später fand ich es, und zwar direkt unter den Handtuchhaken. Anscheinend hatte ich das Handtuch genau vor ihre Baustelle gehängt.

Beim Gang zum Mülleimer prüfte ich die letzte Frucht meines Srikayabaums und – siehe da! – sie war endlich weich, darum nahm ich sie gleich mit rein.

Frühstück wie immer, allerdings mit Jajanan, traditionellen Snackies zum Kaffee.

Dann Computerzeit. Ich lektorierte den Text von gestern und versuchte dann noch einmal, meine beiden Computerprobleme zu lösen. Das E-Book-Problem scheiterte an einem Fehler des Adobeservers und das Gerätemanagerproblem konnte weder durch sfc /scannow noch durch RestoreHealth beseitigt werden. Wenn irgendwer Rat hat: Her damit! Am liebsten würde ich ja Windows komplett neu installieren, aber das verbraucht sicher ein komplettes Internetpaket.

Der Mann kaufte Gudeg zum frühen Abendbrot und brachte auch seiner Mama ein Bungkus vorbei, damit sie zu Hause bleibt. Im Gegenzug packte sie uns eine große Tüte Eier und eine riesige Banane ein.

In den letzten zwei Tagen war’s trocken hier, also ging ich noch fix die Blumen gießen. Dabei geriet mir irgendeine Ameise oder ein anderes wehrhaftes Insekt in die Latschen. Ich sah es nicht, aber es stach oder biss mich in den Fuß. Das passiert mir öfter mal und normalerweise klingt der Schmerz schnell wieder ab, aber dieser Biss/Stich/wasauchimmer tat noch Stunden später weh, trotz Cortisonsalbe. Dabei war die Stelle nur minimal geschwollen und auch kein Stachel oder so zu sehen.

Abendbrot gegessen. Dann war Manfred plötzlich weg, ich fand ihn schlafend mitten in all dem Gerödel, das sich im Laufe der Woche auf meinem Zweittisch ansammelt.

Später brach der Mann auf, um die Läden abzuklappern, die sein E-Liquid verkaufen. Ich machte den Abwasch und hatte dann die Idee, aus der Srikayafrucht Brause zu machen. Dazu pulte ich alle Kerne aus dem Fruchtfleisch, das ich mit rund 800 ml Wasser und ein bisschen Limonenschale aufkochte. Dann gab ich zwei Esslöffel Zucker, eine Prise Salz und den Saft der Limone hinzu. Dabei guckte ich übrigens Some Good News, den neuen Youtube-Kanal von John Krasinski. Der ist toll und lustig und ermutigend.

Die Brausemischung ließ ich abkühlen und setzte mich mit Strickzeug aufs Sofa, diesmal hörte ich den Women-of-Harry-Potter-Podcast. So langsam geht die zweite Socke in den Endspurt, in wenigen Runden kann ich die Spitze beginnen. Dafür muss ich die erste Socke nochmal bis zur Ferse aufribbeln und ab da neu stricken, weil es ein paar Ungleichheiten gibt. Ich selber trage nie passende Socken, aber wenn ich welche stricke (noch dazu für die Schwiegermutter) müssen sie so identisch wie möglich sein.

Als der Mann nach Hause kam, war es beinah Mitternacht, aber wir hatten beide plötzlich Appetit und verspeisten deshalb die restlichen Spaghetti von gestern und die riesige Banane (kurz in Margarine gebraten). Und dann war Schlafenszeit.

7. April 2020 – Tolinoärger führt zu Computerärger

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Um sechs Uhr wachte ich das erste Mal auf (und dachte ans Messen, wuhu!), dann alle halbe Stunde, bis ich gegen acht endgültig wach, nur leider sehr schlecht gelaunt war. Meine Laune besserte sich erst angesichts der Pancakes, die der Mann zum Frühstück machte.

Vor dem Arbeiten wollte ich nur fix die E-Books, die ich gestern aus der Onleihe ausgeliehen hatte, auf dem Rechner runterladen und dann übers USB-Kabel auf den Tolino kopieren. Auch das klappte nicht und produzierte nur Fehlermeldungen und kaputte Dateien. Außerdem gingen meine USB-Anschlüsse plötzlich nicht mehr. Das Problem hatte ich schon mal, eins kann das im Gerätemanager aber leicht reparieren. Also rief ich den auf – und erhielt die frohe Botschaft, dass ich dieses Programm nur mit Administratorenrechten öffnen könne. Aber i c h bin doch Administrator! Nach vielerlei Googeln, Scans und Diagnosen weiß ich jetzt, dass im Windows-Ordner irgendwelche Systemdateien fehlen oder korrupt sind, aber hatte dann keinen Nerv mehr zu weiteren Maßnahmen. Morgen dann.

Dafür konnte ich einen Text beenden, eine Rechnung verschicken und erhielt zum ersten Mal seit fast einem Monat wieder einen Korrekturauftrag. Einen wirklich kleinen, der sich aber als so verzwickt herausstellte, dass ich ihn ebenfalls aus morgen verschob.

Als ich die Wäsche aufhing, bemerkte ich zwei Jungs, die scheinbar Zettel an die Nachbarhäuser verteilten. Vor unserem Haus blieben sie in einiger Entfernung stehen und berieten sich, in welcher Sprache sie mich wohl ansprechen sollten. Sie entschieden sich tatsächlich für Indonesisch, was mich freute, denn ich habe momentan nicht viele Gelegenheiten, Indonesisch zu sprechen. Der Zettel stellte sich als neue Corona-Regeln für die Nachbarschaft heraus. Wir dürfen ab sofort nach 21 Uhr keine Gäste mehr empfangen und auch keinen Besuch von Leuten bekommen, die von außerhalb der Daerah Istimewa Yogyakarta kommen. Gäste, die länger als 24 Stunden bleiben, müssen unter anderem ein Gesundheitszertifikat vorlegen. Außerdem sind Versammlungen von mehr als 10 Personen verboten und nach 21 Uhr haben alle leise zu sein. Was der letzte Punkt mit dem Coronavirus zu tun hat, weiß ich leider nicht.

Hier beginnt ja demnächst der Fastenmonat und damit Mudik, die Reisebewegung, bei der alle Leute nach Hause zu ihren Familien fahren, um gemeinsam Idul Fitri zu feiern. Das ist jedes Mal ein Riesending, Millionen Menschen sind unterwegs, das Fernsehen berichtet von Megastaus, alle Tickets für Flüge und Züge sind Wochen im Voraus ausverkauft. Aus Coronagründen soll diese Tradition dieses Jahr ausfallen, aber das durchzusetzen wird natürlich schwer. Die Medien bewerben bereits Mudik Online, aber ob das so angenommen wird? Jedenfalls sind die neuen Verhaltensregeln hier in der Gegend sicher ein Schritt, um dem entgegenzusteuern.

Das Lesen hatte ich noch nicht aufgegeben und probierte noch einmal vom Tolino aus, die geliehenen Bücher herunterzuladen. Es. klappte. nicht. Dabei ließ ich nichts unversucht, befolgte Anleitungen aus dem Internet, loggte mich aus und wieder ein, stellte die Uhrzeit richtig ein, löschte irgendwelche Zertifikatsdateien und setzte den Reader am Ende sogar auf Werkseinstellungen zurück. Nichts half und ich ging leicht frustriert, aber immerhin mit Hörbuch, ins Bett.

6. April 2020 – Nicht viel los

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Morgens um drei schreckten wir vom lautesten Donner ever auf. Dazu regnete es weiterhin in Strömen. Es klang ein bisschen so, als sei das Küchendach zusammengebrochen (war es natürlich nicht). Wahrscheinlich hat der Blitz in die megalange Antenne der Nachbarn eingeschlagen, keine Ahnung wofür die gut ist, aber sie steht noch. Nach so einem Adrenalinschub dauerte es eine Weile, bis ich wieder in den Schlaf fand. Um sechs wachte ich das nächste Mal auf, da regnete es immer noch. Danach schlief ich noch mal bis um zehn. Ups. Deswegen fiel Morgenyoga aus, dafür regnete es nicht mehr und es gab das restliche Brot zum Frühstück. Und auch sonst war heute nicht viel los. Ich pipelte mit mittelmäßigem Erfolg am Rechner herum. Eigentlich hatte ich mich sehr aufs Arbeiten gefreut, weil das auch immer ein bisschen Me-Time ist. Aber dann hatte ich leichte Kopfschmerzen, war irgendwie müde und eher unproduktiv. Erst zum Nachmittag hin wurde es besser. Der Mann hat leider ein Talent dafür, mich zielsicher genau dann zu unterbrechen, wenn ich eben in meinen Flow gefunden habe.

Das machte er mit einer großen Portion Nasi goreng wett, dazu gab es frittierte Kartoffeln und die letzte Flasche Brause.

Abends besserte ich noch einen fertigen Text nach, guckte in meinen Onlinekurs und setzte mich dann zu Nina aufs Sofa. Mein Buch hatte ich gestern schon ausgelesen, jetzt versuchte ich, Nachschub aus der Onleihe zu besorgen. Die scheint jedoch momentan überlastet zu sein, jedenfalls lud mein Reader ewig, nur um dann zu verkünden, die Datei sei kaputt. Sehr frustrierend, ich hatte mich so gefreut, endlich „Sprache und Sein“ von Kübra Gümüsay zu lesen. Dafür hörte ich eine Folge des Podcasts „Women of Harry Potter„, nämlich die über Parvati Patil, deren Namen in sämtlichen Hörbüchern falsch ausgesprochen wird. Apropos Harry Potter: Es gibt ein Harry-Potter-Strickbuch! Ich bin ein bisschen verliebt in Hedwig <3

3. bis 5. April 2020 – Brot, Gecko, Maus und ich war draußen!

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Freitag war ein guter Tag, busybusy zwar, aber er begann mit Yoga und ich saß nicht wieder bis abends am Rechner und hatte noch ein bisschen Zeit, eine weitere Maske zu nähen. Der Mann mag seine nicht und ein anderes Modell kann ich mangels Bügeleisen nicht herstellen, darum hab ich jetzt halt drei (okay, an einer fehlen noch die Schnüre) und er kann die beiden Papiermasken haben. Da hier wahrscheinlich die Maskenpflicht kommen wird (in Jakarta müssen die Dinger seit heute immer getragen werden), ist es gut, vorbereitet zu sein. Vielleicht kaufe ich auch noch fix ein Bügeleisen und leihe mir eine Nähmaschine.

Samstag wieder eine Morgenrunde Yoga gemacht. Erst nach mehrmaligem Pendeln zwischen Küche und restlichem Haus (Küche und Bad liegen quasi in einem separaten Haus, an das das Gebäude mit den restlichen Räumen angebaut wurde) entdeckte ich mitten auf dem Küchenfußboden einen toten, ziemlich angematschten Gecko. Ein Wunder, dass ich nicht draufgetreten war! Da hatte wohl Nina ihre Jagdlust ausgelebt. Ich wickelte das bedauernswerte Reptil in ein Stück Küchentuch und begrub es hinterm Haus.

Samstags hab ich frei und während der Mann an seinem Motorrad herumpipelte, wischte ich das Haus durch und tat dabei 2000 Schritte. Dann wollten wir ein bisschen spazierenfahren und Brot kaufen, aber kaum waren wir zehn Minuten unterwegs, begann es zu regnen und wir kehrten um. Ich las gemütlich auf dem Sofa (Becoming von Michelle Obama), Nina kuschelte sich an mich und protestierte, als ich irgendwann meinen eingeschlafenen Arm unter ihr hervorholen musste. Zum Abendbrot gab es roten Reis und Kidneybohnensuppe. Mit vollen Bäuchen saßen wir bewegungsunfähig herum, als es in der Küche rumpelte: Eine Maus war vom Dach gefallen und marodierte durch das auf den Abwasch wartende Geschirr. Wir sperrten die Katzen ein, öffneten die Hintertür und versuchten die Maus, die inzwischen unterm Herd Zuflucht gesucht hatte, mit Klopfen zum Verlassen des Hauses zu bewegen. Irgendwann kam sie dann raus, sauste hin und her und erklomm schließlich die Wand, um durch die Dachziegel hindurch aufs Badezimmerdach zu verschwinden. Inzwischen hatte es aufgehört zu regnen und wir holten die abgebrochene Spazierfahrt nach. Natürlich mit Maske, die sich als erstaunlich bequem und stabil unterm Helm erwies.

Für einen Samstagabend waren die Straßen geradezu gespenstisch leer, es wirkte wie Mitternacht statt halb acht. Dennoch saßen in den geöffneten Restaurants und Straßenständen Menschen. Außerdem entdeckte ich viele mobile Handwaschstationen, Desinfektionskammern vor einer der größeren Moscheen und eine automatische Desinfektionsanlage, die alle Durchfahrenden besprüht. Mir tun die Lieferfahrer leid, die wahrscheinlich täglich dauernd desinfiziert werden, so gesund ist das sicher nicht.

Vor allem die Touristenstraße, in der die beste Bäckerei der Stadt zu finden ist, wirkte wie ausgestorben. Aber der Bäckerladen hatte offen, ein Schild wies die Kundschaft an, bei mehr als zwei Leuten im Geschäft draußen zu warten. Wir waren die einzigen und konnten gleich reingehen, um Brot, Focaccia und Apfeltaschen zu erwerben. Es gibt dort auch Sauerteigbrot, aber für eine zünftige Brotzeit fehlen mir die Aufstriche und Beläge. Wir hatten lediglich Margarine, falschen Käse und ein Gläschen Orangenmarmelade zu Hause.

Am Sonntag regnete es schon beim Frühstück, mein Plan vom Gartentag war dahin. So las ich stundenlang auf dem Sofa, während der Mann neben mir an seinen Lautsprechern bastelte und Nina eng an mich gekuschelt schlief. Zum Abendessen machten wir Nasi goreng mit rotem Reis, das war gut, aber die Gewürzmischung etwas zu scharf und auch zu salzig für meinen Geschmack. Ich googelte ein bisschen nach Gemüselieferdiensten und übte in Gedanken die Wegbeschreibung zu unserem Haus auf indonesisch. Denn auf Google Maps ist unsere Straße nicht mal eingezeichnet, wodurch es bei Bestellungen und Erstbesuchen regelmäßig zu Verwirrung kommt.

Ach genau, heute hatten wir auch noch eine Schlange im Haus. Keine Sorge, es war eine Blindschleiche, die sogenannte Blumentopfschlange. Sie sieht aus wie ein großer Regenwurm, bewegt sich aber wie eine Schlange. Ich trug sie auf meinem Kehrblech ins Freie, dort versteckte sie sich gleich unter einem Blatt.

Abends guckten wir den dritten Harry-Potter-Film, dazu gab es Brause und für mich Schokolade. Draußen rauschte der Regen und sollte damit auch so schnell noch nicht aufhören.

2. April 2020 – Meine Brause ist eigentlich Limo

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Nach wirren Träumen aufgewacht, in denen ich mit dem Mann in Ahornberg im Biergarten war und komischen Salat aß. Sehr merkwürdig. Aufstehen, Bad, Katzen füttern. Noch vor dem Frühstückmachen die aktuelle Brause* abgefüllt. Das ist eine Tätigkeit, die ich sehr gerne mag. Diesmal inokulierte ich den Sud erst mit drei Schnapsgläsern voll Ginger Bug, eins pro Liter und goß ihn dann durch ein Sieb, um Zitronenschalen und -kerne sowie Ingwerstückchen herauszufiltern, erst in einen Messbecher und dann in die sauberen Flaschen. Deckel drauf, fertig. Ach ja, den Ginger Bug noch füttern, damit er weiterhin so schön sprudelig bleibt. Ich bin ja sehr erstaunt, wie lange der sich schon hält. Scheinbar reicht es, wenn ich ihn nach jeder Entnahme mit frischem Wasser auffülle und je einen Löffel Zucker und gehackten Ingwer zugebe. Das Glas kommt dann lose verschlossen wieder in den Kühlschrank, bis ich es etwa 24 Stunden vor der nächsten Brauseproduktion wieder raushole.

Frühstück mit etwas anderen Haferflocken als sonst, dann setzte ich mich an den Schreibtisch. Allerdings meinte Nina, es sei jetzt erstmal Kuschelzeit, darum tippte ich den gestrigen Blogeintrag mit einer Hand, mit der anderen musste ich das Tier von der Tastatur fernhalten.

Workworkwork, diesmal mit schlafendem Manfred neben mir.

Zum Abendbrot kochte der Mann roten Reis und Omelett mit Tofu. Nomnomnom. Hinterher noch ein bisschen was wegarbeiten, dann lungerten wir auf dem Sofa rum. Als ich meiner Abendroutine folgend das Haus fegte, fand ich in meinem Zimmer erneut eine Gottesanbeterin, diesmal eine grüne (die gestern war gelb, wohl eine andere Sorte). Ich tupperte sie zur späteren Freilassung ein und zwar in eine große durchsichtige Dose. Das Insekt war darin ziemlich aktiv und seine Raschelgeräusche lockten Nina an, die sich vor der Dose niederließ und die Gottesanbeterin anstarrte wie sonst ihre Eichhörnchenvideos. Damit hörte sie auch nicht auf, als der Mann in der Küche den 8-kg-Beutel Katzenfutter in große Schraubdosen umzufüllen begann. Er entließ die Gottesanbeterin dann später nach draußen und Nina hat jetzt wahrscheinlich jeden Respekt vor den Krabblern verloren.

Dann Dusche, Hausaufgaben, Bett.


*Eine Wikipediasuche brachte zutage, dass Brause ein Getränk mit Aromastoffen und noch so allerlei ist, während Limonade nur natürliche Zutaten enthalten darf. Zwar gehört mein Getränk zur letzteren Kategorie, aber ich mag das Wort Brause so viel lieber, darum nenne ich es einfach weiter so. Ätsch, deutsches Lebensmittelbuch!

1. April 2020 – Nicht in Scherzstimmung

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Um halb sechs erwachte ich davon, dass Manfred erst auf meinem Kopfkissen und dann meinem Kopf herumtrampelte. Mit ausgefahrenen Krallen natürlich. Autsch. Ich stand auf, reichte Essen, ging aufs Klo und legte mich dann nochmal hin.

Der Mann stand ausnahmsweise vor mir auf und verließ das Haus, um seinen Führerschein zu verlängern, denn der gilt nur noch eine Woche. Nach einer kleinen Odyssee zu verschiedenen Polizeistationen kam er zurück, überall hatte er andere Informationen erhalten, jedoch keinen neuen Führerschein. Hoffen wir mal, dass es da momentan Ausnahmeregeln gibt.

Nach dem Frühstück fuhr der Mann erneut los, diesmal zur Werkstatt, wegen irgendwelcher Motorradprobleme. Ich sah ihm mit gemischten Gefühlen nach: Einerseits brauchen wir gerade jetzt ein fahrtüchtiges Motorbike, andererseits ist jeder Kontakt nach draußen ein Risiko.

Ich ging an den Schreibtisch und machte mich an meine To-Do-Liste. Noch gibt es genug zu tun, noch haben die Vapeshops geöffnet, in denen der Mann sein E-Liquid verkauft. Hoffentlich bleibt es so.

Bis zum Abendbrot (Nudelsuppe und Tempe) war ich tatsächlich mit allem fertig und konnte mich nach dem Abwasch der Herstellung von drei Litern Zitronenbrause widmen. Dazwischen gab es kurz Aufruhr, weil eine Gottesanbeterin den Weg ins Haus und die Haare des Mannes gefunden hatte. Wir tupperten sie kurzerhand ein, um sie später ins Freie zu entlassen.

Geduscht, Hausaufgaben gemacht, Hörbuch, Bett.


The Left Hand of Darkness gefällt mir nach einem etwas holprigen Start ganz gut. Es geht um Genly Ai, der von der Erde stammt, den Planet Gethen als Botschafter besucht und dort den ein oder anderen Kulturschock erleidet. Das liegt unter anderem daran, dass die Bewohner Gethens androgyn sind und nur einmal im Monat entweder männliche oder weibliche Merkmale entwickeln. Welche, das können sie sich nicht aussuchen. Das verwirrt Genly sehr, der die Leute, die er trifft, dauernd in irgendwelche Schubladen stecken will.

Is it a fever, is it just allergies? | Kennt ihr schon die Coronavirus-Rhapsody?

31. März 2020 – Gewöhnung setzt ein

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Morgens von einem flauschigen Kater geweckt worden, der erst das Kissen durchknetete und sich dann auf meinem Bauch zum Schlafen niederließ. Das war sehr niedlich und definitiv mein Savoring-Moment des Tages.

Ich stand auf, zog mich an, machte die Katzenklos sauber und trug deren Inhalt samt vollem Müllbeutel zur Mülltonne draußen. Dabei traf ich ein Kätzchen mit weißem Fell und orangen Ohren, das ich schon mal in der Nachbarschaft gesehen hatte. Es folgte mir laut piepsend bis zur Haustür. Für solche Fälle habe ich eine extra Dose Katzenfutter im Schrank. Ich sperrte sicherheitshalber Manfred und Nina ein, ging wieder raus und gab dem Kätzchen was zu essen. Es stürzte sich geradezu auf die Futterschüssel, wirkte aber nicht dünn oder ungepflegt. Wahrscheinlich hatte es nur sein Frühstück verpasst. Später schlief es auf der Terrasse, von Manfred argwöhnisch durchs Fenster beäugt.

Nach dieser kurzen Aufregung speisten wir, dann setzte ich mich an den Rechner. Seit über zwei Wochen habe ich keinen neuen Korrekturauftrag bekommen. Das liegt sicher an den geschlossenen Unis und Bibliotheken, aber wahrscheinlich auch daran, dass viele Studierenden ihren Nebenjob nicht machen und sich deshalb kein Lektorat leisten können. Gut, dass ich noch einen anderen Auftraggeber habe und Ersparnisse auch. Doch natürlich hoffe ich, dass sich die Situation bald bessert.

Seit ein paar Tagen merke ich schon, dass bei mir ein gewisser Gewöhnungseffekt an die neue Normalität einsetzt. Ich lese nicht mehr alle Nachrichten und fühle mich überhaupt etwas gelassener. Das ist gut, aber auch ein bisschen erschreckend, wie schnell eine Ausnahmesituation zur Gewohnheit wird.

Übrigens habe ich vor kurzem den whlw-Newsletter abonniert, der ist ganz großartig und nachdem ich erst eine Ausgabe gelesen habe, bin ich schon begeistert. Sehr empfehlenswert.

Zum Nachmittag hin begann es zu gewittern. Der Kater schlief neben mir, ich pipelte so vor mich hin. Der Mann holte in Regensachen gehüllt Essen (Gudeg, heute ganz prima und ohne harte Stückchen), dazu tranken wir die zweite Flasche Brause aus. Laut Mann schmeckt sie nach Thymian, ich wüsste sehr gern, wo der herkommen soll.

Abends Yoga gemacht, geduscht, eine Folge Lost und ein Schokoriegel, dann Bett. Vor lauter Müdigkeit ganz meine Hausaufgaben vergessen, obwohl ich beim Zähneputzen noch dran gedacht hatte. Upsi.