11. April 2020 – Was ich immer zu erzählen vergesse
Davon aufgewacht, wie sich Manfred auf meinem Bauch niederließ. Später schlief er dann auf Ninas Decke, die zwischen unseren Kopfkissen liegt (und eventuelle Unfälle des leider manchmal undichten Tiers auffangen soll).
Futter gereicht, Zähne geputzt, das Übliche halt. Dann Frühstück mit leckerer pisang raja im Porridge.
Terrasse gefegt, Wäsche abgenommen, was eins halt so macht. Ein bisschen vor mich hin prokrastiniert, bis ich mich überwinden konnte zu tun, was ich schon lange erledigen wollte: den Ordner mit den wichtigen Papieren aufräumen. Denn in einem Monat steht die Umwandlung meines befristeten in den permanenten Aufenthaltsstatus an und dafür braucht es jede Menge Papierkram. Und so saß ich schon bald auf dem Boden, umringt von Papierstapeln, sortierte Kopien von abgelaufenen Visa aus und ordnete alles neu. Dann ging ich die Liste der benötigten Unterlagen durch, die wir schon im Januar (?) vom Kantor Imigrasi abgeholt hatten, suchte sie zusammen und schrieb gleichzeitig auf, welche Kopien noch fehlen. Ich war guter Dinge, beinah alle Papiere hatte ich schon da – dann las ich die Liste noch einmal durch und entdeckte den letzten Satz: Alle Unterlagen sind in dreifacher Ausführung einzureichen. Und jetzt müssen wir doch jede Menge Kram kopieren. Aber wer weiß, ob die Einwanderungsbehörde in einem Monat schon wieder geöffnet hat, da werden momentan nämlich nur Notfälle bearbeitet. Falls mein Status vorher abläuft, kriege ich aber automatisch ein kostenloses Not-Visum und kann die Änderung meiner Genehmigung dann später beantragen.
Zum Abendbrot gabs Spaghetti und vegetarische Bolognese mit jeder Menge Käse und dazu Limonenbrause. Letztere hat dank Palmzucker ein tolles Karamelaroma und auch der Sprudel ist irgendwie stärker. Wird wiederholt.
Abendgestaltung wie immer: Abwaschen, stricken, Podcast. Weil es auch um elf Uhr abends noch heiß im Haus war, sperrte ich die Katzen ein und öffnete alle Türen und Fenster weit. Nina protestierte, darum durfte sie Eichhörnchenvideos auf meinem Telefon angucken.
Beim Zähneputzen fiel mir ein, dass ich beim Bloggen häufig eigentlich wichtige Ereignisse vergesse. Zum Beispiel ist vor zwei Tagen Merapi mal wieder ausgebrochen, aber das war jetzt schon das 13. Mal seit September 2019 und ist irgendwie längst nicht so schlimm, wie es die europäischen Medien darstellen. Es gibt halt eine spektakuläre Aschesäule und etwas Ascheregen meistens westlich vom Vulkan (wir wohnen im Süden). Ohne die Nachrichten würden wir davon nichts mitkriegen.
C-Wort-mäßig ist die Lage unverändert, obwohl es sich so anfühlt, als ob wieder mehr Leute rausgehen würden. Viele haben natürlich auch keine andere Wahl, denn von zu Hause arbeiten können, ist ein Privileg, das beispielsweise ein Motorradtaxifahrer oder eine Shopbesitzerin nicht haben. Ich überlege momentan, wie ich helfen kann. Mittlerweile gibt es nämlich schon einige Organisationen, die Grundnahrungsmittel oder fertig gekochtes Essen verteilen.