30. März 2020 – Auf Sparflamme

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Zu lange geschlafen, zu spät aufgestanden. Morgenroutine am Vormittag und Frühstück um elf. Passiert. Dann am Rechner gesessen, leichte Kopfschmerzen und zähe Gedanken. Nichts hingekriegt. Passiert. Dafür Erleichterung, weil Nina nicht noch einmal gekotzt hatte (hab ich das gestern erwähnt?), es war wohl wirklich nur ein Haarballen und nicht das Desinfektionsmittel. Seit ihrer Vergiftung sind wir diesbezüglich etwas dünnhäutig. Währenddessen fuhr der Mann einkaufen. In den Supermarkt dürfen nur noch 150 Leute auf einmal rein, sehr vernünftig. Er kam mit einem Rucksack voller Haferflocken, Nudeln und anderen Leckereien wieder und berichtete von gesperrten Dorfstraßen, die die Leute am Wegfahren hindern sollen.

Abwasch gemacht und dem Mann beim Kochen geholfen. Es gab Nudelsuppe und dazu frittierte Kartoffeln und Tempe, genau wie gestern. War halt lecker. Und die Zitronenbrause war auch endlich fertig. Nur vom Ahornsirup merkt man leider nichts.

Abends in Woche 2 meines Onlinekurses gestartet. Meine Hausaufgaben: jeden Abend fünf Dinge aufschreiben, für die ich dankbar bin und eine Sache, die ich an diesem Tag besonders wahrgenommen und genossen habe. Danach Sporthosen angezogen und Yoga gemacht, endlich mal wieder. Versucht, ganz im Moment zu bleiben und jede Bewegung auszukosten. Das hat gut geklappt, ich fühlte mich anschließend weniger träge und hatte gleich einen Punkt für meine Hausaufgaben.

Geduscht, zwei Folgen Lost geguckt, einen Schokoriegel gegessen und dabei einen Kater beschmust, der vor mir auf dem Tisch schlief. Dann mit Hörbuch ins Bett.

27. bis 29. März – Maskenschneiderei und unser Haus ist jetzt desinfiziert

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Am Freitag saß ich am Rechner, guckte auf den Bildschirm, schob die Maus herum und kriegte einfach nichts gebacken. Überforderung, keine Konzentration und PMS. Ganz schlechte Mischung. Ich gab auf, machte den Laptop aus und begann, dieser Anleitung folgend Atemmasken aus einem alten T-Shirt zu nähen. Mein Prototyp sitzt auch ohne Nasendraht gut und ich hatte das erleichternde Gefühl, einfach mal etwas Sinnvolles zu tun. Und Hände, die mit Nähen beschäftigt sind, können nicht zum x-ten Mal durch den Facebook-Newsfeed scrollen. Da Elastikband inzwischen ausverkauft ist, häkelte ich lange Schnüre, die die Masken in Position halten sollen. Abends wusch ich den Prototyp probeweise mit kochendem Wasser, was er gut überstand. Yeah!

Samstag war Pausentag. Ich führte die Maskenbastelei weiter, telefonierte mit dem Brüderlein in der Heimat, kochte mit dem Mann Mie goreng, flauschte Herrn Manfred, lag ein bisschen bauchwehend herum, setzte zwei Liter Zitronenbrause an (mit Ahornsirup!) und guckte ziemlich viele Folgen Lost. Abends kam dann eine Nachbarin vorbei und kündigte für Sonntag eine Desinfizierungsaktion der Nachbarschaft an.

Wegen der standen wir am nächsten Morgen schon um sieben auf (überraschende Erkenntnis, dass mir das leichter fiel als gedacht) und bereiteten das Haus vor. Desinfektionsmittel sind generell nicht so toll für Katzen, also trugen wir die Katzenkäfige in die Abstellkammer und sperrten die beiden Miezen darin ein. Das fanden sie gar nicht gut, aber das musste jetzt einfach mal sein. Dann warteten wir auf der Terrasse auf das Sprühkommando. Das bestand aus zwei jungen Typen, die immerhin Masken trugen. Einer ging ins Haus und besprühte Wände, Türen, Fußboden und das Sofa mit irgendwas Chlorhaltigem, der andere verfuhr ebenso mit dem Vorgarten und den Mopeds. Das ging erstaunlich schnell, viel länger dauerte das Warten, bis alles wieder trocken war. Gerade wegen der Katzen, die ihren Unmut lautstark äußerten. Die lieben zwar Chlorgeruch, vor allem Manfred ist da ganz scharf drauf, aber giftig ist das Zeug trotzdem für sie. Also saßen wir draußen, bespaßten den niedlichen Nachbarskater und guckten zu, wie die anderen Häuse desinfiziert wurden. Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass das viel bringt. Wir hätten auch ablehnen können, aber wenn dann jemand in der Nähe krank wird, sind wir am Ende die Sündenböcke.

Dann gefrühstückt und die Katzen rausgelassen.

Die Brause brauchte etwas länger als sonst, das lag wohl an der kalten Nacht. Interessante Beobachtung: Die Hefen setzen sich in den fünf Ausbeulungen des Flaschenbodens ab, darum schwimmen auf der Oberfläche ebenfalls fünf runde Schaumkronen, die ich anfangs für Schimmel hielt. Durch das ungewohnt frühe Aufstehen fühlte sich der Tag sehr lang an. Wir kochten mit Gemüse aufgepeppte Instantnudeln, dazu Kartoffelspalten und Tempe. Ich wusch Wäsche und putzte das bak mandi.

In einigen Gegenden Indonesiens scheinen manche Einheimische weiße Tourist*innen für die Einschleppung des Coronavirus verantwortlich zu machen – womit sie meiner Meinung nicht ganz unrecht haben. Schließlich konnte es sich auch dank reicher Reisender rasch verbreiten. Klar sind dadurch motivierte Übergriffe zwar scheiße und nicht okay, aber kein Rassismus. Fremdenfeindlich, ja, aber kein Rassismus. Es gibt keinen Rassismus gegen Weiße, schlussausbasta. Alman und Bule sind auch keine rassistischen Beleidigungen wie etwa das N-Wort. Abends beschlossen, dass ich endlich mal dieses Buch lesen muss.

Mit Hörbuch ins Bett.

26. März 2020 – Ein schlechter Tag für Spinnen und Geckos

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Trotz spätem Zubettgehen schaffte ich es, gegen neun aufzustehen. Das lag unter anderem an einem nervigen Bauchproblem, na schönen Dank auch. Übliche Morgenroutine, dann Bloggen. Inzwischen wachte der Mann auf, ich machte Porridge, er briet Eier. Wir speisten, während ein ungeduldig fiepender Manfred darauf wartete, dass sein Nassfutter Raumtemperatur annahm. In diesem Punkt ist er kein bisschen lernfähig.

Als ich vor dem Arbeiten noch mal ins Bad ging, griff ich nach der Klobürste und übersah dabei an deren Stiel sitzende Spinne, die leicht angematscht und mit zwei Beinen weniger zu Boden fiel. Das tat mir sehr leid, aber ich sah sie später an der Wand entlang huschen, was mein schlechtes Gewissen beruhigte.

Ich werkelte vor mich hin, heute mit nicht so guter Konzentration. PMS wahrscheinlich.

Zum frühen Abendbrot gab es Reste von gestern. Danach wollten wir zum Zahnarzt. Denn, nachdem ich dreißig Jahre lang für meine naturgesunden Zähne gelobt wurde, ist das scheinbar vorbei und unter der Versiegelung meines einen Backenzahns sitzt Karies. Es tut nicht wirklich weh, nur beim Putzen, aber ich habe Angst, dass es größer wird. Leider haben inzwischen sämtliche Praxen entweder komplett geschlossen oder behandeln nur noch Notfälle. Verständlich, aber auch frustrierend, denn ein Notfall bin ich leider nicht. Allerdings war ich auch ganz froh, dass wir recht schnell wieder zu Hause waren, weil mein Bauchproblem noch nicht besser war. Jetzt muss ich wohl oder übel warten, bis entweder der olle Virus verschwindet oder mein Zahn so schlimm wird, dass ich nicht mehr abgelehnt werde. Kein gutes Gefühl.

Ich setzte mich dann noch mal an den Rechner, um meinen Onlinekurs weiterzumachen. Für diese Woche besteht der hauptsächlich aus Einführungsvideos und einem Quiz, das meine Grundzufriedenheit ermitteln sollte. Leider lud es nicht, weil das Internet so langsam war und ich ging lieber stricken.

Später beim abendlichen Fegen entdeckt, dass ich einen kleinen Gecko mit meinem Schreibtischstuhl überrollt hatte. Beinah geweint, weil es mir so leid tat. Damit habe ich nun zwei auf dem Gewissen, der erste war ein tragischer Unfall mit der Kühlschranktür.

25. März – Abenteuer Supermarkt

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Nachdem unser Tagesrhythmus ein bisschen aus dem Lot geraten war, wollte ich nicht wieder erst um zwölf frühstücken und schaffte es tatsächlich, halb neun aufzustehen. Ich ging ins Bad und wollte dann eine Yoga-App ausprobieren, die momentan kostenlos verfügbar ist. Allerdings gefiel sie mir so gar nicht, alles war sehr technisch und hastig. Ich vermisste Adrienes ruhige Art und wie sie „Move, like you love yourself“ sagt und löschte die App wieder. Dann packte ich die saubere Wäsche aus, die der Mann gestern von der Laundry geholt hatte. Leider vermisse ich ein Laken, wir werden nachfragen müssen.

Dann erwachte der Mann und wir machten Frühstück. Dazwischen miepste Manfred herum, weil er gerade wieder Dosenfutter kriegt. Das kommt aber aus dem Kühlschrank und muss erst mal aufwärmen, bevor er es essen darf. Nach dem Frühstück brachen wir zum Einkaufen auf. Die Straßen waren wieder relativ leer, vor allem die Abwesenheit gigantischer, in Schwärmen unterwegs seiender Reisebusse macht sich bemerkbar. Auch der Supermarkt war – zumindest bei unserem Eintreffen – recht wenig besucht. Allerdings hatten sich scheinbar alle Einkaufenden vor dem einen Regal versammelt, in dem alles wichtige zum Kochen steht: Öl, Sojasoße, Gewürzmischungen, Margarine. Ich hatte nicht an meinen Mundschutz gedacht und fühlte mich merkwürdig ungeschützt. Wahrscheinlich war meine Technik, rasch an herumstehenden Leuten vorbeizuhuschen auch nicht die beste, ich werde optimieren.

Mit Shampoo, Öl, Schokolade, Gewürzen, Seife, Zitronen, Nudeln und noch einigem mehr im Einkaufskorb standen wir dann an der Kasse. Dort gibt es auch diese Abstandhalteraufkleber, allerdings nur zwei. Zwei! Ich hielt drei Fliesen Abstand zu unseren Vorderleuten, während die hinter uns Wartenden uns zunehmend auf die Pelle rückten. Die beiden vor uns demonstrierten auch noch mal sehr schön, warum eins im Supermarkt momentan nicht alles anfassen sollte: Sie nahmen verschiedene Sachen aus dem Regal, guckten sie an, stellten sie wieder zurück und fassten sich zwischendurch dauernd ins Gesicht. Worauf eins so achtet in Zeiten von Corona.

Die Rückfahrt fühlte sich dann endgültig apokalyptisch an, weil der Himmel im Norden wirklich rabenschwarz war und auch schon die ersten Tropfen fielen. Zum Glück wohnen wir im Süden und es wurde spürbar heller. Wir kamen genau in dem Moment zu Hause an, als der Regen losging.

Wir packten die Einkäufe aus, der Mann bestand auf deren Besprühen mit Alkohol, dann setzte ich mich an den Computer. Manfred, den Donner fürchtend, ruhte neben mir.

Zum Abendbrot kochte der Mann Nudeln mit weißer Soße und Tomatensoße mit Zucchini drin. Ein Fest! Ich pipelte dann noch mal am Rechner rum, dann fingen wir um zehn an, Harry Potter zu gucken und kamen natürlich wieder mal erst nach Mitternacht ins Bett.

23. & 24. März – Läuse und ein Onlinekurs

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Am Montag erwachte ich früh von einem Kater, der erst auf mir herumtrampelte und dann einfach neben mir einschlief. Das war sehr niedlich und so konnte er es natürlich nicht verpassen, als ich später aufstand. Es folgte die übliche Routine aus Katzen füttern, Zähne putzen, anziehen, Katzenklos saubermachen, Porridge kochen. Der Mann fuhr rasch Eier kaufen, während ich Bananen schnippelte.

Dann Computerzeit. So richtig toll war meine Konzentration noch nicht wieder, es ist einfach alles sehr komisch momentan. Muss ich euch ja sicher nicht erzählen. Irgendwann hopste Nina auf meinen Schreibtisch und legte sich auf der Tastatur schlafen. Da sie sich momentan ständig kratzt, nutzte ich die Gelegenheit und untersuchte ihr Fell mit der Taschenlampe. Tatsächlich fand ich winzig kleine schwarze Dinger, die an einzelnen Haaren klebten. Flohdreck war das definitiv nicht. Wahrscheinlich sind es die Nissen von Haarlingen oder Katzenläusen, wobei ich keine Ahnung habe, wo sie sich die eingefangen haben könnten. Und laut Internet treten Katzenläuse eher im Winter auf, das ergibt ja nun gar keinen Sinn. In Manfreds Fell siehts übrigens ähnlich aus, also dürfen sich die beiden schon mal auf ein ausgiebiges Bad freuen. Dafür müssen wir aber auf warmes und sonniges Wetter warten und außerdem neues Babyshampoo kaufen. Ich ziehe ja sogar eine Katzenschur in Betracht, dann trocknen sie schneller.

Übrigens war es den ganzen Tag über kälter als sonst, das machte sich auch in der Brauseproduktion bemerkbar. Bisher dauerte es um die zwölf Stunden, bis die Flaschen das erste Mal aufgebläht waren und nach knapp einem Tag ist die Limo fertig. Dieses Mal brauchten die Hefen auffallend länger.

Dienstag stand ich viel zu spät auf und war den ganzen Tag tranig. Zum Frühstück gab es Porridge mit Kokosmilch und echtem Ahornsirup, sodass die leicht unreifen Bananen kaum in Erscheinung traten. Ich las auch wieder mehr Nachrichten, es ist echt schwer, sich von der ganzen Coronageschichte abzuschirmen. Und dann immer wieder Geschichten von Tourist*innen, die an ihren Urlaubsorten festsitzen und gerettet werden wollen, während Geflüchtete an den Grenzen Europas tatsächlich gestrandet sind. Dazu strömender Regen den ganzen Tag lang. Immerhin beendete ich einen Text und las dann im Lektorierendenchat von einem Onlinekurs namens „The Science of Well-Being“ (Die Wissenschaft des Wohlbefindens), der von der Yale University momentan kostenlos angeboten wird. Den mache ich jetzt und werde berichten, was ich lerne und ob ich tatsächlich die zehn Wochen durchhalte. Zum Abendessen gab es Magelangan, Capcay und dazu die endlich fertige Brause. Allerdings schmeckt sie mit den verwendeten Orangen nicht so dolle. Zitronen und Minze auf die Einkaufsliste gesetzt. Hinterher vernichteten wir noch eine Packung Waffeln und dann schaffte ich es tatsächlich kurz nach Mitternacht ins Bett.

20. bis 22. März – Geschehnisse des Wochenendes

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Am Freitag wurde mir alles zu viel. Vielleicht war es gar nicht so klug, Nachrichten aus zwei Ländern zu verfolgen, die sich stündlich ändern, dazu wahlweise panische oder viel zu entspannte Posts in den sozialen Medien, überall Corona, alles katastrophal und viel zu nah. Das alles machte meine Konzentration kaputt und schubste mich auf eine olle negative Spirale, aus der ich mich erst am nächsten Tag wieder freistrampeln konnte. Jedenfalls kriegte ich Freitag nichts auf die Reihe, machte dann irgendwann den Rechner aus und strickte. Immer eine gute Lösung. Außerdem beobachtete ich die am Morgen inokulierte Brause, aber es dauert mindestens zwölf Stunden, bis die Flasche beim Öffnen leise zischt. Ich bin eben eine ungeduldige Fermentiererin.

Samstag erwachte ich von einem kuschligen Manfred auf meinem Kopfkissen, das hatte er schon eine Weile nicht mehr gemacht. Nach dem Frühstück fuhren wir erst des Mannes Monatsration Medikamente abholen. Ich wartete mit Sicherheitsabstand zu allen Leuten draußen vor der Praxis, aber der Temperaturmessmann rückte mir auf die Pelle, um ein Schwätzchen zu halten. Gerade der sollte es doch besser wissen. Anschließend kauften wir einen Rucksack voll Dosenfutter für den Mäkelmanfred, der soll uns in Quarantänezeiten nicht vom Fleische fallen. Und in der Apotheke besorgten wir Vitamintabletten (die haben wir eh immer da, auch wenn grad keine Pandemie herrscht). Viel zu spät fiel mir ein, dass wir kein vernünftiges Fieberthermometer haben. Meins geht nur bis 38,,4 °C und das Infrarotthermometer ist zwar fürs Kochen toll, aber für die Körpertemperatur viel zu ungenau. Leider sind die Dinger auch hier inzwischen überall ausverkauft. Naja, ich denke, wir werden es schon merken, wenn wir Fieber kriegen. Nach dem Einkaufsbummel fuhren wir durch erstaunlich leere Straßen nach Hause. Die fehlenden Tourist*innen, deren Busse sonst alles verstopfen, sei Dank. Daheim düngte ich endlich mal wieder meine Pflanzen, die Guave sah schon ganz gelb aus. Später speisten wir Pilz-Kartoffel-Pfanne und improvisiertes Babaganoush, dazu gab es endlich die Orangenlimo. Abends guckten wir noch einen Film, schön mit Nina auf dem Sofa.

Am Sonntag war nicht viel los. Wir schliefen lange, frühstückten ausgiebig und saßen noch lange kaffeetrinkend zusammen. Dann ging der Mann am Motorrad basteln und ich mit Hörbuch (The Left Hand of Darkness – großartig!) erst das Waschbecken putzen und dann – wir ahnen es – noch mehr Brause machen. Die jeruk mussten weg, also habe ich diesmal gleich zwei Liter gemacht, das sollte etwas länger reichen. Und auch die Nachrichtensperre klappte hervorragend. Ich schaute mir vor allem lustige Katzenvideos an und scrollte höchstens ein bisschen durch 9GAG. Abends gab es roten Reis mit Tofu-Ei-Omelett und Tomatensoße, danach kaufte der tolle Mann mir Schokolade, auf die ich plötzlich Heißhunger hatte, während ich abwusch. Und dann guckten wir snackend und in meinem Fall strickend das Finale der vierten Staffel Lost.

19. März 2020 – Regen, Schreibtisch mit Kater und mehr Brause

Mit kurzer Temperaturmessunterbrechung morgens um 6 schlief ich durch bis 9. Wir gehen momentan recht spät zu Bett, weil es tagsüber sehr heiß ist und sich im Haus erst nach Mitternacht schlaffreundliche Temperaturen einstellen.

Ich stand auf, sah mich sofort von hungrigen Katzen umzingelt und füllte Trockenfutter in Näpfe, bevor ich ins Bad ging. Kurze Zeit später brachte ich den Inhalt der Katzenklos zum Müll, prüfte auf dem Rückweg die erstaunlich rote Srikayafrucht – und wurde überrascht, denn sie war schon ganz weich. Damit hatte ich noch nicht gerechnet, also pflückte ich sie sofort. Zum Frühstück gabs Porridge mit niedlichen Minibananen und einem Löffel grünem Superfood-Pulver. Ich würde sowas nicht kaufen, aber wir haben vor kurzem von einem Freund einen großen Beutel voller Lebensmittel bekommen, weil er aus Coronagründen in sein Heimatland zurückflog.

Draußen wurde es zunehmend dunkler und Donner grummelte, aber der Regen ließ bis zum frühen Abend auf sich warten. Bis dahin hatte ich schon ein bisschen was weggearbeitet und der Mann kaufte Gudeg zum Abendbrot. Das ist sonst eher nicht so mein Favorit, manchmal ist die Konsistenz etwas merkwürdig oder es sind die harten Schalen der Jackfrucht-Kerne drin. Diesmal war es aber ziemlich lecker.

Ich setzte mich dann noch mal an den Rechner, Manfred, der sich vor Gewitter fürchtet, schlief selig und mit offenem Mund neben mir. Gegen acht machte ich Feierabend und den Abwasch, danach setzte ich eine neue Fuhre Brause an. Dabei hörte ich den NDR Corona-Podcast, der ist sehr interessant und sachlich. Kann ich nur empfehlen! Zuerst kochte ich die Schalen einer Limone und zweier Süßorangen (jeruk manis) in einem Liter Wasser auf, dann gab ich den ausgepressten Saft der Früchte und acht Esslöffel Zucker dazu. Jetzt beim Schreiben fällt mir auf, dass ich die Prise Salz vergessen habe. Na, wird schon okay sein. Gleichzeitig holte ich den Ginger Bug aus dem Kühlschrank, damit er Zeit zum Aufwachen hatte. Leider war das Orangengebräu bis Mitternacht noch zu warm (es muss so kühl wie möglich sein, um die Mikroorganismen nicht abzutöten), also verschob ich den Fermentationsstart auf morgen und ging lieber ins Bett.

18. März 2020 – Ingwerlimo

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Aufgestanden, Katzen gefüttert, Zähne geputzt, Brause kontrolliert. Die Flasche steht ordentlich unter Druck, zischend entweicht das Kohlendioxid, das die fleißigen Mikroorganismen produziert haben. Ich stelle sie in den Kühlschrank, um die Fermentation zu bremsen, denn die Limo prickelt inzwischen gut. Der Mann kauft Eier und Bananen und berichtet vom Abstandhalten im kleinen Bananenshop. Manche Leute verstehens, andere weniger. Wir machen Frühstück, essen es, reden über die Situation. Wie unwirklich alles ist.

Momentan versuche ich, meiner mentalen Gesundheit zuliebe etwas weniger in den sozialen Medien unterwegs zu sein und nur noch abends Nachrichten zu lesen. Das klappt nur so semigut. Momentan bekomme ich beinah täglich einen Newsletter vom Auswärtigen Amt, der über die aktuelle Lage in Indonesien informiert. Den lese ich jedes Mal sofort.

Dann arbeiten. So viel wie möglich, denn wer weiß, wie lange ich noch Aufträge kriege. Das funktioniert gut heute, ich bin trotz minimalem Krankheitsgefühl konzentriert und werde nur abgelenkt, als Nina mit der Eleganz eines Trampeltiers auf meinem Schreibtisch herumläuft, mich bekuschelt und versucht, ihre Krallen auf der Tastatur zu wetzen. Ungewohnt ist vor allem, dass der Mann jetzt dauernd zu Hause ist. Aber dafür kocht er. Heute gibt es Omelett mit Tofu und dazu roten Reis und eine weitere Folge Lost. Ich trinke kalte Ingwerlimo, die ist toll und scharf und tut dem kratzenden Hals gut.

Die Abendgestaltung besteht aus Schlüpferwäsche, Blumengießen (Radieschen und Ringelblumen keimen!) Abwaschen und dann Kekse essend Nachrichten gucken. Damit wären die Kekse aus unserer Notration bereits alle. Vom Nachschub werde ich eine Packung extra gut verstecken, für Zeiten mit schlechter Stimmung.

Später mit Hörbuch ins Bett. Irgendwie fühlt sich „The Handmaid’s Tale“ angesichts der aktuellen Lage erschreckend real an. Hoffen wir das Beste.

Was seither geschah – ein kleines Update

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Wie sehr sich die Welt seit meinem letzten Blogeintrag verändert hat. Die Nachrichten fühlen sich nach wie vor sehr surreal an. Vor allem, weil zumindest in meiner näheren Umgebung beinah alles wie immer ist. Also, wie ist es so in Indonesien in Zeiten des Corona-Virus?

Indonesien galt echt lange offiziell als virusfrei, während nahezu alle umliegenden Ländern Infektionen meldeten. Bei so einem großen Land war das sehr verwunderlich, sorgte aber auch dafür, dass wir gelassen blieben. Ich meldete mich trotzdem vorsorglich bei der Krisenliste des Auswärtigen Amts an, die den schönen Namen ELEFAND trägt. Inzwischen sind in Indonesien rund 170 Menschen infiziert, hier in der Stadt gibt es bisher einen Fall. Möglicherweise ist die Dunkelziffer höher, wer weiß das schon. Bisher gibt es kaum Einschränkungen. In einigen Gegenden schließen Schulen und Touristenattraktionen, seit gestern wurde die Einreise für bestimmte Personengruppen beschränkt (z. B. können Deutsche nur noch einreisen, wenn sie sich im Voraus ein Visum in einer indonesischen Botschaft besorgt haben – und das gibts nur noch für Leute, die einen guten Grund dafür haben) und es gilt die Empfehlung des Social Distancing. Zumindest in der Nachbarschaft ist aber alles wie gehabt. Ob das so gut ist?

Mein Alltag hat sich bisher kaum geändert, ich war ja schon immer recht viel zu Hause. Allerdings ist der Mann jetzt auch immer da, keine Besuche beim Bengkel oder in Vapeshops mehr. Wir haben uns seit dem Wochenende so weit wie möglich eingeigelt. Im Küchenschrank lagern Instantnudeln, Reis, Spaghetti und Kekse, außerdem haben wir eine Großpackung Katzenfutter gekauft. Klopapier brauchen wir keins, hier wird sich der Popo mit Wasser gewaschen und das ist eh viel toller. Wir kaufen auch noch Essen von außerhalb, aber nur noch, wenn es frisch gekocht wurde.

Seit ein paar Tagen habe ich schon ganz leichte Halsschmerzen und bin heute morgen mit einem wirklich klitzekleinen Erkältungsgefühl und gelegentlichem Husten aufgewacht. Genau das ist es wahrscheinlich auch, aber trotzdem bin ich ein bisschen besorgt und werde nun noch stärker auf die üblichen Hygieneempfehlungen achten. Besuche bei der Schwiegermutter sind ohnehin gestrichen, aber der Mann gehört ebenfalls zur Risikogruppe, da müssen wir aufpassen.

Die ganze Corona-Geschichte beschäftigt mich sehr, euch geht das ja sicher ebenso. Anfangs tendierte ich noch sehr zur „ist doch nicht so schlimm“-Fraktion, inzwischen ist mir bewusst, dass die Lage deutlich ernster ist. Passt bitte gut auf euch und aufeinander auf, bleibt so weit wie möglich zu Hause und bleibt gesund!


Themenwechsel: Vor zwei Wochen habe ich zum ersten Mal vom sogenannten Ginger Bug erfahren. Das ist fermentierter Ingwer, mit dessen Hilfe eins natürliche Brause machen kann. Ich habe es ausprobiert, weil mir Getränke mit Kohlensäure ein bisschen fehlen. Hier gibts sowas nur in Form von süßer Cola. Dazu habe ich zunächst einen Starter angesetzt und

  • ca. 500 ml Wasser,
  • zwei EL geraspelten Ingwer (ungepellt!) und
  • zwei EL Zucker

in einen großen Plastebecher gefüllt. Den habe ich mit Küchenpapier und Gummiband lose verschlossen und an einen warmen Ort gestellt. Das war in meinem Fall einfach die Küche. Dann habe ich meinen Ginger Bug jeden Abend mit jeweils einem Esslöffel voll gehacktem Ingwer und Zucker gefüttert und die Mischung mehrmals täglich mit einem Plastelöffel umgerührt. Nach drei Tagen zeigten sich die ersten Luftblasen und nach fünf Tagen roch der Starter nach Bier. Fertig war der Ginger Bug und damit habe ich dann Zitronenlimo gemacht. Dazu habe ich die Schale von einer Zitrone und zwei Limetten in einem Liter Wasser köcheln lassen und danach Zucker, Zitronen-/Limettensaft und eine Prise Salz untergerührt. Als das Ganze abgekühlt war, kam noch ein Schnapsglas voll Ginger Bug dazu und dann habe ich die werdende Limo in zwei saubere Plasteflaschen gefüllt. Schon bald bildete sich Kohlensäure, die muss eins regelmäßig entweichen lassen. Nach knapp 24 Stunden war meine Brause sprudelig genug und ich stellte sie in den Kühlschrank, um die Fermentation zu verlangsamen. Das Resultat war eine echt leckere und gar nicht süße Limo.

Der Ginger Bug wohnt jetzt in meinem Kühlschrank, ich füttere ihn nur noch einmal die Woche und zwacke ab und zu ein bisschen was ab. Heute ist eine Flasche Ingwerlimonade fertig geworden, aber ich habe noch weitere Ideen, etwa Eistee mit Sprutz oder lila Brause mit den Blüten meiner Clitoria.

05. März 2020 – #wmdedgt und ein Dachschaden

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Pünktlich zur #wmdedgt-Aktion von Frau Brüllen melde ich mich aus der Versenkung zurück, in die mich Faulheit und zu viel Computerzeit katapultiert hatten. Worum es dabei geht und wie andere Leute ihren Fünften so verbracht haben, steht alles hier.

Los gehts.

Der Tag begann um Mitternacht mit Krach aus der Küche. Manfred war von Ninas Käfig aus auf den nächsten Schrank gesprungen und hatte dabei die Dose mit dem Trockenfutter runtergeschmissen. Von der war der Deckel abgesprungen und überall lag Futter herum. Manfred wirkte sehr zufrieden, aber ich hatte mich doch eben erst hingelegt …

Der restliche Teil der Nacht war äußerst erholsam. Es regnete durch und war darum angenehm kühl. Ich brauchte sogar eine Decke zum Schlafen, das feiere ich immer sehr, weil mir das gemütliche Einkuscheln manchmal fehlt. Gegen sieben saß dann Herr Manfred wieder neben mir, trampelte auf mir herum, schubste mich und piepste mitleiderregend. Irgendwann schaffte er es dann, mich zum Aufstehen zu bewegen, aber sein Futternapf war noch voll. Katzen ey.

Wegen Loch im Küchendach frühstückten wir auswärts in der Nähe unseres früheren Hauses. Dort gibt es ein Warung, das morgens immer ein riesiges Buffet auftafelt. Für mich gab es Reis mit Nudeln, Cap Cay, dann noch einem gelben Gemüsegericht und einem gekochten Ei. Und zum Nachtisch eine frittierte Banane. Wir blieben etwas länger als sonst, weil wir einen Freund trafen, der auch zum Essen kam und der gerne und viel erzählt. Wieder zu Hause machte ich Kaffee und der Mann lotste den Dachdecker zu uns, der den verrutschten Dachziegel wieder gerade rücken sollte. Das klappte zum Glück ganz schnell und jetzt ist unsere Küche wieder trocken.

Ich setzte mich an den Rechner, wo ich nacheinander von beiden Katzen besucht wurde. Manfred schlief irgendwann neben mir und benutzte meine Maus als Kissen, weswegen ich aufs Touchpad ausweichen musste. Trotzdem kam ich gut voran und hatte bis zum Abendessen alles erledigt, was ich mir vorgenommen hatte. Wir guckten dann noch zwei Folgen Lost. Danach wollte ich mich eigentlich bettfertig machen, als mal wieder eine dieser Riesenmotten ins Haus geflattert kam. Das war jetzt sicher das vierte oder fünfte Mal. Der Mann stupste sie mit einem langen Stab aus dem Dach, ich fing sie in einer leeren Konservendose ein und ließ sie in sicherer Entfernung zu unserem Haus frei. So gut hatte das bisher noch nie geklappt, wahrscheinlich wirkte die Kälte (= 23 °C) verlangsamend auf das Flattertier. Jedenfalls konnte ich dann endlich in einem mottenfreien Haus und mit Herr-der-Ringe-Hörspiel schlafen gehen.