Tagebuch 4. November 2019
Der Tag begann damit, dass sich ein Kater namens Manfred zwischen mirund meinem guling* niederließ. Die dadurch entstehende Gemütlichkeit verzögerte mein Aufstehen ein wenig. Dann aber: Katzenfutterdose aus dem Kühlschrank holen, abwaschen, Kater füttern, Haferbrei kochen. Eier gabs auch. Und Kaffee.
Nach dem Frühstück sperrte ich die Katzen ein und wischte das Haus durch. Das wäre eigentlich jeden Tag nötig, aber wer hat dafür schon Zeit? Außerdem fegte ich den Küchenflur, der einen rauhen Betonfußboden hat und darum nicht mopkombatibel ist. Bei der Gelegenheit entstaubte ich auch mein Fahrrad (ja, das parkt in der Küche) und beschloss, es in den nächsten Tagen wieder fahrtauglich zu machen**. Währenddessen räumte der Mann die Terrasse auf, scharf beobachtet vom Besuchskater. Um zwei stellten wir alle Putztätigkeiten ein und machten uns zur Abfahrt gen Kino bereit. Dort wollten wir den neuen Terminator sehen. Die Kinos sind alle im Norden, so fünfzehn bis zwanzig Kilometer von hier. Nach einem Zwischenstopp kamen wir an, kauften unsere Tickets***, aßen noch was und spazierten ein bisschen durch die Mall, in der sich das Kino befindet. Im Kinosaal waren neben uns noch vielleicht zwanzig Leute. Wir saßen in der letzten Reihe, in der es Doppelsitze gibt. In Indonesien laufen fremdsprachige Filme im Originalton mit indonesischen Untertiteln. Außerdem werden manche Szenen zensiert und gar nicht erst gezeigt.
Nach Filmende fuhren wir nach Hause und hielten nur kurz an, um Nasi uduk**** zum Abendessen zu kaufen. Bei der Bestellung liebäugelte ich kurz mit den frischen, grünen, appetitlichen Pete, entschied mich dann aber doch für frittierte Auberginen als Beilage, weil ich a) nicht stinken möchte und b) Pete nicht gut für die Nieren ist und ich gerade knapp an einer Blasenentzündung vorbeigeschrammt bin. In ein, zwei Wochen vielleicht.
Abends fuhr der Mann noch mal weg, ich machte es mir mit meiner aktuellen Häkelei gemütlich. Außerdem überwand ich meine Schüchternheit und nahm Kontakt zu einer Indonesischlehrerin auf, die Privatunterricht anbietet. Denn es wird Zeit, mein Geradebreche in fließende Sprache zu verwandeln – und das schaff ich alleine nicht. Zum Glück hat sie noch Kapazitäten und wir werden uns demnächst für eine Probestunde treffen. Ich bin gespannt und freue mich sehr, das seit Monaten geplante Vorhaben endlich umgesetzt zu haben.
*Guling ist das indonesische Wort für die hier zur Standardausrüstung gehörende Kissenwurst. Die wird beim Schlafen wie ein Seitenschläferkissen umarmt und eins braucht dadurch bei heißem Wetter keine Bettdecke mehr.
** = Spinnweben abbürsten, Luft aufpumpen, Kette ölen, Lampen prüfen.
*** Das war der billigste Kinobesuch überhaupt. Wir haben 75.000 IDR bezahlt, das sind nicht mal fünf Euro.
**** Nasi uduk ist in Kokosmilch und mit diversen Gewürzen gekochter Reis, dazu gibts Frittiertes nach Wahl (z. B. verschiedene Hühner- und Ententeile, Tempe, Tofu, Aubergine oder Ei).