03. Januar 2020 – Nasi kuning und Regen ohne Ende

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Da sämtliches Frühstücksequipment aufgebraucht war, wollten wir heute auswärts frühstücken und zwar in dem kleinen Nasi-kuning-Warung, das wir an Weihnachten getestet und für gut befunden hatten. Der Mann war so vorfreudig, dass er schon um sieben Uhr morgens losfahren wollte, weil das Essen in dem Laden immer recht zeitig ausverkauft ist. Ich konnte aber unseren Aufbrauch (und mein Aufstehen) um zwei Stunden verschieben und siehe da, es war noch genug Nasi kuning für uns da. Es war fast genauso lecker wie beim letzten Mal. Nur die Soße über den Eiern war nicht besonders scharf und das Tempe kering eindeutig zu wenig. Außerdem war mein Teller an der Seite dreckig, das hab ich aber leider erst nach der Hälfte gemerkt. Überhaupt mag ich dieses Prinzip aus Plastik- oder Korbteller mit einem Stück beschichteten Papier drauf nicht besonders, weil es so viel Müll verursacht. Dann doch lieber Bungkus mit Tupperdose beim nächsten Mal.

Auf dem Rückweg kauften wir Bananen, Eier, Papaya und einen Apfel. Der Mann setzte mich zu Hause ab. Da die Sonne schien, hängte ich erst mal unser in der dumpfen Luft nicht trocknen wollendes Handtuch nach draußen und lüftete das Haus durch. Dann machte ich alle Türen wieder zu und für mich Kaffee, den ich auf dem Sofa sitzend trank, während Nina auf meiner Hand kuschelte.

Es folgten mehrere Stunden Lohnarbeit, diesmal etwas konzentrierter als gestern. Auch wenn ich körperlich ziemliche PMS-Symptome habe, ist meine Psyche diesmal vollkommen okay, was mich sehr erleichtert. So darf es gern bleiben. Ob das die Wirkung des Jamu ist, den ich momentan recht häufig trinke?

Am Nachmittag begann es zu regnen und das sollte sich bis Mitternacht auch nicht mehr ändern. Zwischendurch prasselte es wirklich heftig und unsere Straße war zwar matschig, stand aber nicht unter Wasser. In der Küche tröpfelte es zwar überall, aber damit können wir leben. Manfred hielt genau unter einem Leck ein Nickerchen und wunderte sich dann über sein nasses Fell.

Ich yogte (Tag 2/30!) am Abend, freute mich über die zunehmende Stärke meiner Arme und die halbe Stunde auf der Matte, die einfach nur mir gehört. Danach duschte ich, machte den Abwasch, saß jamutrinkend mit dem Mann zusammen und kuschelte die Schmusenina, bis es Zeit war, schlafen zu gehen.

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Gesehen | Top 10 Obama Scandals. Bei Nr. 3 musste ich lachen.

02. Januar 2020 – Laron im Kühlschrank

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Die Nacht war wohl sehr kühl gewesen, denn ich erwachte in meine Decke gewickelt und außerdem schlief Nina durchgängig zwischen unseren Kopfkissen. Manfred weckte mich um halb fünf, weil er scheinbar am Verhungern war und deswegen auf mir herumtrampelte. Ich wollte sowieso zum Klo, da hatte er Glück. Allerdings ist um diese Uhrzeit meine Feinmotorik nicht vorhanden, weswegen es zu einer kleinen Kollision von Katergesicht und Katzenfutterdose kam. Dies tat seinem Appetit glücklicherweise keinen Abbruch.

Wir frühstückten gegen neun, dann machte der Mann Motorradkram und ich wandte mich dem Schreibtisch zu. Allerdings gelang es mir erst nach ausdauerndem Prokrastinieren die fürs Arbeiten nötige Konzentration zu finden. Als der Anfang geschafft war, lief es dann aber erstaunlich gut. Nach über einem Monat ausschließlichen Korrigierens schrieb ich mal wieder und das machte Spaß.

Zum Nachmittag begann es zu regnen und zu winden. Zwischendurch so heftig, dass das Wasser unter der Küchentür hereinkam. Dabei liegt unser Haus etwa einen halben Meter höher als das Land ringsum. Dieser krasse Wolkenbruch dauerte nur zehn Minuten, allerdings regnete es dann den restlichen Abend lang immer wieder. Sehr zur Freude der Katzen (und Geckos) flatterten erneut Laron* durchs Haus. Diese waren etwas dunkler als die von vor ein paar Wochen, sicher handelte es sich um eine andere Termitenart.

Der Mann kam mit Abendessen nach Hause. Als ich den Kühlschrank öffnete, um eine Flasche kaltes Wasser herauszunehmen, flog eine Laron vom Licht angelockt geradewegs hinein und verschwand zwischen den Tupperdosen. Und später, als ich die Flasche nach dem Essen zurückstellte, kam sie wieder heraus. Vielleicht hatte sie nur eine kleine Abkühlung gebraucht.

Am Abend rollte ich die inzwischen arg lädierte Yogamatte aus. Meine liebste Yoga-Youtuberin veranstaltet auf ihrem Channel Yoga with Adriene eine 30-Tage-Challenge, heute war Tag 1. Ich habe schon häufiger ihre Videos nachgeturnt, aber nie am Tag der Veröffentlichung. Zu wissen, dass auf der ganzen Welt Tausende anderer Leute mit mir atmen und sich dehnen, war ein großartiges und empowerndes Gefühl. Ein Blick in die Kommentare unter dem Video zeigte, dass viele andere ebenso empfanden.

*Wir erinnern uns: Laron sind Termiten mit Flügeln, die ausschwärmen, um eine neue Kolonie zu gründen. Wusstet ihr, dass Termiten enger mit Kakerlaken als mit Ameisen verwand sind?

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Gelesen |
Jakarta steht unter Wasser.
Okay, das hier ist vielleicht ein alter Hut: Ein Leipziger Biomarkt nimmt ein Produkt aus seinem Sortiment, das aus einem von einem AfD-Funktionär geführten Unternehmen stammt. Vorher gibt es diesem in einer E-Mail Gelegenheit, sich zu positionieren.

01. Januar 2020 – Fauler Sofatag

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Nachdem ich gestern Abend um mein Gefaulenze gebracht worden war, holte ich es eben heute nach. Wir frühstückten spät, anschließend lungerte ich gemütlich mit Strickzeug, Kaffee und Katze auf dem Sofa herum. Draußen regnete es immer wieder und die kühle Luft machte die Sache noch angenehmer. Wenn bei über 30 Grad die Wolle an den schwitzigen Fingern klebt, macht Stricken nämlich keinen Spaß. Heute kam ich gut voran, bald kann die Ferse beginnen. Nina schlief die ganze Zeit neben mir und schnappte nur gelegentlich nach dem Faden. Zwischendurch verspeisten wir die restliche Torte und hörten Musik, das war alles sehr schön und entspannend.

Abends holte der Mann Essen, es gab Nasi uduk mit Tofu, Tempe, Terong und Petai. Dazu Sambal. Ja, ich mag immer noch kein scharfes Essen, aber ich scheine es zu mögen, wenn ich Essen in scharfe Soße eintunken und so den Schärfegrad selbst bestimmen kann. Zumindest bei Nasi uduk schmeckt mir das inzwischen (wieder) sehr gut.

Mit vollem Bauch strickte ich noch ein bisschen, dann war Schlafenszeit. Als ich mich hinlegen wollte, schlief Nina schon tief und fest auf meinem Platz und ich musste sie beiseite schieben.

31. Dezember 2019 – So war unser Silvesterabend

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Silvester ist zunächst einmal ein Tag wie jeder andere. Wir frühstückten, dann fuhr der Mann mit dem Motorrad zu einem motorradsitzbankbauenden Bengkel, während ich wenig energiegeladen im Haus herumfuhrwerkte. Ich wischte die Küche, wusch Unterwäsche und pflanzte ein paar Sonnenblumensamen direkt ins Beet. Danach und dazwischen lag ich mit Nina auf dem Sofa herum. Sie ruhte ab und an auf meinem Arm und gab mir einen guten Grund, mich nicht bewegen zu müssen und einfach mal das Nichtstun zu genießen.

Zum Abendbrot gabs Gudeg, danach fuhren wir Kuchen kaufen. Denn eigentlich war ein gemütlicher Abend auf dem Sofa mit Kuchen, Wein und Seriengucken geplant. Unsere Lieblingsbäckerei hatte zu, also fuhren wir zur Almond Bakery. Im dortigen Kühlschrank stapelten sich die Torten nur so und außer uns waren jede Menge andere Pärchen da, die Silvester anscheinend ebenfalls Kuchen essen wollten. Wir wählten eine mit leicht traurigen Erdbeeren und einem roten Pulver garnierte Torte aus (letzteres sah aus wie Chilipulver, war es aber nicht). Wieder daheim angekommen machte ich Yoga wegen Rückenschmerzen und den Abwasch. Eben wollte ich in mein Lieblingssofakleid schlüpfen, da äußerte der Mann den Wunsch nach jalan-jalan (das heißt spazierengehen/-fahren oder halt einfach draußen unterwegs sein). Okay, das konnte ja auch ganz nett werden und nach dem wir uns die Hälfte der (sehr kleinen) Torte einverleibt hatten, fuhren wir zum Laden eines Freundes des Mannes.

Dazu muss erwähnt werden, das Silvester zumindest hier in Yogyakarta zwar das ein oder andere Feuerwerk gezündet wird, aber es längst nicht so krass wie in Deutschland ist. Die letzten beiden Jahreswechsel waren wir ja in Magdeburg und dort begann das Geböllere schon am Morgen, wurde über den Tag zur allgegenwärtigen Geräuschkulisse, erreichte um Mitternacht seinen Höhepunkt und ebbte dann bis zum zweiten oder dritten Januar wieder ab. Hier hatte ich im Tagesverlauf ganze zwei Knaller gehört. Außerdem gibt es so gut wie keine betrunkenen Männergruppen und das finde ich sehr entspannend.

Mit des Mannes Freund und dessen Frau fuhren wir nun zum Alun-Alun Kidul, das ist der südlichere von zwei großen Plätzen (auf Google Maps wird er optimistisch als Stadtwäldchen bezeichnet, dabei stehen dort nur zwei wenn auch große Bäume). Dieser Platz ist schon am Wochenende ein beliebter Treffpunkt, es gibt jede Menge Essensstände, Leute, die fliegendes LED-Spielzeug verkaufen und bunt beleuchtete, pedalgetriebene und mit lauter Musik ausgestattete Autos, in denen zwei bis zwölf Personen den Platz umrunden (und dabei, genau wie in richtigen Autos, im Stau stehen). Am Silvesterabend tummelten sich hier mehrere Tausend Menschen, aber alles war friedlich. Wir setzten uns in ein Lesehan, das ist eine Art des Essens, bei dem eins auf Matten auf dem Boden an entsprechend niedrigen Tischen sitzt, und bestellten gegrillten Mais und Wedang Jahe (ein heißes Ingwergetränk mit leckeren Dingen darin). Inzwischen war es eine halbe Stunde vor Mitternacht und bereits jetzt begann die Feuerwerkerei. Sehr beliebt sind hier diese Röhren, die mehrere mit lautem Knall explodierende Raketen abschießen und dabei bevorzugt in der Hand gehalten werden. Es war schon recht laut und es gab auch einige Fälle, bei denen die Raketen in der Menschenmenge landeten (zum Glück weit weg von uns), aber trotzdem war es viel relaxter als in Deutschland. Und: zehn Minuten nach Mitternacht war es vorbei. Die meisten Leute fuhren direkt nach Hause (und weil sie mit dem Motorrad gekommen waren, gab es auch kaum Stau) und geböllert wurde auch nicht mehr.

Wir kehrten ebenfalls nach Hause zurück. Der Mann feierte noch ein bisschen mit einem Freund und seinem Bruder, aber ich war müde und schlief mit einer schnurrenden Katze im Arm ein.

Liebe Mitlesenden, ich wünsche Euch ein zufriedenes, erfolgreiches und an den richtigen Stellen flauschiges neues Jahr!

30. Dezember 2019 – Rückblick auf ein Jahrzehnt

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2009 war ich zwanzig, einundzwanzig Jahre alt und Bachelorstudentin in Dresden. Jetzt, zehn Jahre später wohne ich in Indonesien, bin verheiratet und freiberufliche Texterin. Und was ist in der Zwischenzeit passiert?

Zunächst einmal bin ich dauernd umgezogen. Innerhalb Dresdens, nach Halle, zurück nach Dresden, dann nach Indonesien, dann dort mit dem Mann zusammen, dann zurück nach Magdeburg, dann innerhalb Magdeburgs, dann zurück nach Jogja und dann in unser heutiges Haus nach Kasongan. Macht neun Umzüge insgesamt, fast einer pro Jahr. Und mindestens einer steht nächstes Jahr an, weil wir wahrscheinlich unseren Mietverträg nicht verlängern können.

Ich habe eine Bachorarbeit, eine Masterarbeit und eine Fülle an Auftragstexten geschrieben und dabei so viel gelernt. Ich habe als Gärtnerin im Leipziger Zoo gearbeitet und auf der Erdbeerfarm. Nach Indonesien kam ich mit der Hoffnung, eine Doktorandenstelle oder einen Job bei einer NGO zu finden. Aus beidem wurde nichts. Ich gab meinen Plan von einer Arbeit als Pflanzenzüchterin langsam aber sicher auf. Das ging nicht ohne Trauer, Zweifel und Tränen. Und erst mein jetziges Lektorieren konnte mich mit dem Gedanken versöhnen, dass mein Studium nicht komplett umsonst war.

Ich habe eine schwere Trennung überlebt, mich neu und vollkommen ungeplant verliebt, geheiratet. Freund*innen kamen und gingen. Es gab Partys und Kuchendates, überraschendes Wiedersehen nach Jahren ohne Kontakt. Und es gibt liebe Menschen, die mich aus der Ferne begleiten und von denen ich weiß, dass sie da sind, egal wie häufig oder selten wir voneinander hören. Dafür bin ich sehr dankbar.

Ich war unterwegs: Allein in Paris und beinah allein in Barcelona und dann natürlich in Indonesien, ein, zwei, dreimal vor dem Umzug. Dreimal in Singapur zum Visa Run und dann begannen die umgekehrten Reisen nach Deutschland. Von Magdeburg aus waren wir in Bayern und Thüringen und Berlin, zur Hochzeit in Dänemark. Vielleicht mein persönliches Highlight war der Besuch in diesem Jahr, als wir mit dem Zug Deutschland beinah vom Süden bis in den Norden bereisten.

Vieles ist passiert im letzten Jahr und den Jahren davor. Und ich bin so gespannt auf das, was kommen wird. Guten Rutsch, ihr Lieben!

29. Dezember 2019 – Bad putzen mit Schreck

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Der Tag begann mit einer kleinen Jagdaktion um halb drei Uhr morgens: Als ich aufs Klo ging, bemerkte ich, dass die Katzen etwas wild Flatterndes durchs Haus jagten. Ich sperrte sie ein, holte den Mann dazu und gemeinsam fingen wir die riesige Motte ein, die sich irgendwie zu uns verirrt hatte. Und es war ein wirklich riesiges Tier, mit entfalteten Flügeln fast so groß wie meine Hand. Leider habe ich aus Müdigkeitsgründen kein Foto gemacht.
Dann störungs, aber leider nicht mückenfrei bis morgens geschlafen und von einem schmusigen Manfred geweckt worden. Das hat er schon lange nicht mehr gemacht, seit Nina so kuschlig ist, meidet er das Bett nämlich. Ich stand auf und reichte Essen. Anschließend Aufbruch. Erst frühstücken (Soto Lenthok!), dann diverse Sachen einkaufen (für die Katzen gab es Flohmittel und einen neuen Wassernapf), zum Beispiel Motorradkram und Mückenmittel.
Zuhause gabs dann erst mal Kaffee, weil kurioserweise die meisten netten Cafés hier erst nachmittags oder abends aufmachen. Vor zwölf ist es abseits der Touristenstraße beinah unmöglich, einen guten Kaffee zu bekommen. Naja, so konnte ich gleichzeitig mein kleines, seit Jahren im Schrank vor sich hin gammelndes Ledertäschchen einfetten. Mal sehen, ob die Rettung gelingt.
Dann puzzelte der Mann am Moped rum, ich ging das Bad putzen. Das war schon wieder ganz grün, wegen der Algen. Während ich im restlichen Haus nur noch milde Putzmittel, Essig und Soda verwende, brauche ich im Bad noch einen Reiniger auf, der den Inhaltsstoff Benzalkoniumchlorid enthält. Das ist oft in als antibakteriell angepriesenen Putzmitteln drin und für Katzen hochgiftig. Ninas Vergiftung vor einem Jahr kam wahrscheinlich davon, darum nutze ich es nur noch im Bad, weil die Katzen da nicht reindürfen. Übrigens habe ich das auch schon in Deutschland in einem extra Reiniger für Haushalte mit Katzen und Hunden gesehen, also guckt gut aufs Etikett, bevor ihr sowas kauft!
Ich schrubbte jedenfalls den Fußboden, spülte den Schaum weg, aber noch nicht besonders gründlich und ging dann dem Mann was an der Tür helfen. Dann trank ich was, setzte mich kurz vor den Lüfter und ging dann zurück zum Bad – WO NINA GRAD AUS DER OFFENEN TÜR HERAUSKAM. So ein Schock! Die Tür hatte ich völlig vergessen. Ich schnappte mir die protestierende Miez sofort, ja, ihre Füße rochen nach Putzmittel. Mistmistmist. Irgendwie gelang es mir, ihre Füße zu waschen und abzutrocknen, obwohl sie heftig zappelte und quäkte. Egal, das musste jetzt sein. Die nächsten Stunden bewachte ich Nina und hielt nach dem kleinsten Anzeichen einer Vergiftung Ausschau, aber es war alles gut und sie benahm sich wie immer. Mir plumpste ein kleines Gebirge vom Herzen und ich konnte den restlichen Abend, den wir mit Freunden des Mannes und Eis essend verbrachten, genießen. Und als ich schlafen ging, kam Nina mit und schlief auf meiner Hand ein.

Gelesen | Ein tolles Feedback für meine letzte Korrektur 🙂
Gehört | Cryptonomicon beim Putzen, außerdem dieses feine Lied:

28. Dezember 2019 – Filmabend mit Katze

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Beim Aufwachen fühlte ich mich wieder besser, der Hals schien ok, nur dieses diffuse Erkältungsgefühl lauerte noch irgendwo. Wir frühstückten Porridge und Spiegelei mit dem fast letzten Gouda drauf. Das war sehr gut und ich war nach dem Aufessen kurz ein bisschen traurig.

So richtig gut konnte ich mich heute noch immer nicht konzentrieren, ob wegen Erkältung oder sich heranpirschendem PMDD, wer weiß das schon. Also legte ich einen ruhigen ein, klickerte ein bisschen mit Manfred, las im Internet herum und war ein wenig faul. Passenderweise regnete es.

Zum Abendbrot gab es das von mir gewünschte Magelangan. Ich habe momentan nämlich einen ungeheuren Appetit auf Kohlenhydrate. Der Mann musste dann zu einem wichtigen Treffen, während ich die Küche aufräumte, dann den Laptop zum Sofa trug und Tschick guckte. Nina schlief dazu auf meiner Hand, Manfred auf dem Tisch hinterm Rechner und es war angenehm kühl. Den Film mochte ich gern, nur die vielen Ableismen (vor allem das S-Wort) verdarben mir den Spaß daran. Dabei ist meine Sprache selbst auch noch lange nicht perfekt und mir rutschen immer wieder ein d*mm oder st*pid heraus.

Gegen Filmende bemerkte ich dann, dass Nina nicht allein war und etwas Kleines, Schwarzes in ihrem Fell zappelte. Ein Floh! Mit Taschenlampe und Kamm begann ich, sie systematisch abzusuchen und entdeckte Flohkrümel und tote Larven, jedoch kein weiteres Krabbeltier. Bei Manfred gab es keinen Hinweis auf blutsaugende Untermieter, dennoch muss morgen Flohmedizin her.

27. Dezember 2019 – Hoodiewetter

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Morgens stürmte Nina ins Bett und krähte uns an. Das war sehr niedlich und milderte die Tatsache, dass ich mit Halsschmerzen und allgemeinem Erkältungsgefühl wach wurde. Mist. Dafür hatten meine ausgepflanzten Sonnenblumen die Nacht gut überstanden. Zwar hingen sie etwas schlapp in der Sonne, aber das wird schon.
Für mich gabs eine Vitamintablette und saure Mango in der Hoffnung, sie mögen mich der drohenden Erkältung entwischen lassen. Nichtsdestotrotz gehörte dieser Tag eher zur schlappen Sorte. Arbeiten ging nicht wirklich, also ließ ich mich stattdessen von Nina bekuscheln. Eigentlich hatte ich ja für heute eine kleine Fahrradausfahrt geplant, aber das ließ ich lieber bleiben.

Der Himmel war recht bewölkt, es donnerte und regnete immer mal. Nach dem Abendessen (Reis mit Gemüse und Ei) ging es dann richtig los. Gleichzeitig wurde es so kühl, dass ich in lange Hosen schlüpfte und mich im Hoodie lesend aufs Sofa kuschelte. Das war schön. Zwischendurch kamen ein paar verspätete Laron hereingeflattert, denen Manfred begeistert nachstellte. Einen leichten Anflug von Kuchenappetit bekämpfte ich mit reifen Guaven, von denen leider die Hälfte bereits bewohnt war, ich musste recht viel wegschneiden.

Den Pflanzen gefällt das kühlere Wetter auch. Der Ananassteckling hat schon Haarwurzeln, der Cashewsämling lässt sich noch Zeit und mittlerweile drei Sawos arbeiten sich langsam aus der Erde. Da müssen wir bald viele neue Töpfe kaufen.

Gelesen | Das Paradies der Damen, bin jetzt dank Sofapause zu einem Drittel durch.
Gehört | Cryptonomicon als Hörbuch beim Abwaschen und später zum Einschlafen.

26. Dezember – Helmkauf, Sonnenfinsternis und unerwarteter Sambalappetit

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Das Fresspaket ist – bis auf ein Schüsselchen Sambal – restlos verputzt, darum frühstückten wir wieder Porridge und Spiegelei. Danach wagten wir eine kleine Shoppingtour, um mein Weihnachtsgeschenk zu kaufen: einen Fahrradhelm. Wenn ich mich mit meinem Fahrrad hier auf die Straßen wage, fühlt sich mein Kopf immer so furchtbar nackt und ungeschützt an, darum war ich auch schon eine Weile nicht mehr geradelt. Das sollte sich ändern. Bereits im zweiten Laden wurden wir fündig. Der Helm sieht nicht so furchtbar sportlich aus, hat keinen lästigen Sonnenschirm (wozu gibts Sonnenbrillen?), die Polster sind herausnehmbar und es ist ein Markenmodell, das war mir wegen der Sicherheit wichtig. Was sowas hier kostet? 185.000 IDR, das sind momentan nicht ganz zwölf Euro.

Auf dem Rückweg machten wir einen Abstecher zur Schwiegermutti, um ihrer Katze das von der Tierärztin verschriebene Medikament zu verabreichen. Die Miez ist nämlich erkältet und hustet. Aber es geht ihr schon langsam besser. Wir erzählten noch ein bisschen und dabei fiel uns ein, dass ja heute eine ringförmige Sonnenfinsternis ist. Auf Java sollte die Abdeckung zwischen 70 und 80 Prozent betragen und der Peak war genau jetzt. Natürlich war keine Schutzbrille im Haus, also fuhren wir fix heim. Es war tatsächlich etwas dunkler und kühl. Allerdings sahen wir kaum Leute, die das Phänomen beobachteten. Lediglich eine Frau sah mit einer Plastikfolie vor dem Gesicht zum Himmel. Oje. Der Mann setzte mich zu Hause ab, er wollte eh zum Bengkel und sich dort eine Schweißermaske borgen. Ich bastelte nach kurzem Googeln eine Lochkamera und setzte mich damit auf die Terrasse. Das funktionierte erstaunlich gut.

Dann wollte ich arbeiten, aber kam einfach nicht voran. Nach einer Stunde sinnlosen Prokrastinierens machte ich den Laptop wieder aus und ging mein Fahrrad putzen. Vor der Seitentür des Nachbarhauses sammelte ich erneut eine Tüte voller Müll ein, der anscheinend beim Fegen achtlos hinausgekehrt wurde. Ich deponierte meine Fundstücke erneut so, dass die Bewohner*innen sie bei ihrer Heimkehr entdecken werden. Außerdem werkelte ich ein bisschen im Vorgarten, pflanzte die Sonnenblumen aus und begrüßte neben einem Cashewkeimling auch die zarte Spitze einer Surinamkirsche. Dabei sahen mir drei Nachbarskinder zu, die ständig miteinander tuschelten und kicherten. Ich verstand, dass sie mich etwas fragen wollten, aber zu schüchtern waren. Auch auf mein Nachfragen, was sie denn gern wissen wollten, kam keine Antwort. Vielleicht trauen sie sich ja morgen. Der Mann kam MIT REPARIERTEM MOTORRAD heim und wir fuhren direkt weiter, um Nasi uduk zu essen. Für mich gab es gebratene Aubergine und Ei (die Petelieferung traf erst nach unserer Bestellung ein. Nächstes Mal!), außerdem erfasste mich eine ganz neue Lust auf Scharfes und ich bestellte etwas vom sanftesten Sambal, das mir erstaunlich gut schmeckte.

Zum Abend guckten wir ein paar Folgen Lost. Und wie immer kam Nina mit mir ins Bett und schlief später tief und fest. Leider musste ich sie irgendwann auf den Bettvorleger umsiedeln, weil sie ja manchmal undicht ist.

Gelesen | Wie gehabt: Paradies der Damen. Ob ich es schaffe, bevor in neuen Tagen die Leihfrist abläuft?
Gehört | Im Radio beim Frühstückmachen einen Popsong, der mit den Worten „Let me show you my garden“ begann. Sehr vielversprechend, doch der Rest des Liedtextes hatte dann herzlich wenig mit Pflanzen zu tun. Hätte ich diesen Song geschrieben, ginge er ungefähr so: „Let me show you my garden, here are some sunflowers and look the cashew’s growing and thats kapok and that too and have you seen all the fruit on my srikaya and the christmas cactus looks amazing and all the cocor bebek everywhere!“ Aber mich hat ja keine*r gefragt.

25. Dezember 2019 – Resteessen und ein bisschen Arbeit am ersten Weihnachtsfeiertag

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Unser Frühstück bestand aus dem üppigen Essenspaket, mit dem wir gestern bedacht worden waren. Der Mann briet noch ein paar Kartoffeln dazu, die passten zu allem und besonders zum Sambal Pete. Danach setzte ich mich an den Rechner, um den aktuellen Auftrag fertigzumachen. Eigentlich ist die Deadline erst am 26., aber früher abgeben ist immer besser. Ich korrigierte vor mich hin, der Mann fuhr sein Motorrad besuchen, das nach wie vor im Bengkel weilt. Zwischendurch zog eine dunkle, grummelnde Wolkenfront auf und es regnete, wenn auch weniger als erwartet. Danach war es schön kühl. Überhaupt war es den ganzen Tag über wolkig und frisch, so dass ich abends gerade mal eine Gießkanne voll Wasser verteilen brauchte – statt normalerweise vier bis fünf.
Zum Mittagessen/Abendbrot (wie nennt eins ein Essen, das um 16 Uhr stattfindet?) aßen wir weiter vom Weihnachtsessen, denn der Mann hatte von seiner Mama eine weitere Tupperdose voll Kidneybohnensuppe mitgebracht. Die ist wirklich sehr lecker, aber – eieiei – der Spruch Jedes Böhnchen ein Tönchen ist wahr. Und auch nur auf Deutsch lustig.
Kaum waren die Teller leer, holte ich das kleine Tischstativ für ein Videotelefonat mit meiner Familie. Das war sehr schön, auch wenn nach einer Weile die dicke Nina erwachte und ständig ihren flauschigen Hintern in die Kamera hielt.
Danach guckte ich noch ein letztes Mal meine Auftragsarbeit durch, schickte sie ab und dann fuhren der Mann und ich los, ihm ein Weihnachtsgeschenk kaufen. Es wurde ein neuer Vaporizer. Auf dem Rückweg befiel mich eine akute Lust auf was Süßes, also kehrten wir mit einem Roti bakar, einem gebratenen und mit Schokolade und Käse gefülltem Toastbrot heim. Das snackte ich (ok, der Mann bekam auch was ab) zu einer Folge Lost. Nach der üblichen Abendzeremonie (Haus fegen, Bett abklopfen, Katzenklos saubermachen, eine Viertelstunde Ballspiel mit Manfred) und einer erfrischenden Dusche legte ich mich hin, um zu lesen. Wieder in Katzengesellschaft. Wenn ich mich bäuchlings hinlege und auf die Ellenbogen aufstütze, kringelt sich Nina in meinen Armen ein. Das ist sehr niedlich und ich kann nebenbei lesen. Und so klang der Abend dann aus.

Gehört | bisschen Pascow, ansonsten nur ekelhaft laute Motorradauspüffe (Auspuffs?) unterwegs.
Gelesen | Das Paradies der Damen als Einschlaflektüre. Mit einer schnurrenden Katze im Arm ist das immer so gemütlich, dass ich schon nach wenigen Seiten einschlafe.